Stil (Spielzeit): Nu-Metal (59:46)
Label/Vertrieb (VÖ): Rocking Ape/S-A-D Music (07.10.05)
Bewertung: Viele gute Ansätze (7/10)
Link: www.redeema.de
Was haben Linkin Park, Korn, Slipknot, Sepultura, Limp Bizkit und Pain gemeinsam? Mal abgesehen von sehr, sehr tief gestimmten Gitarren standen sie alle Pate für den Sound einer Band aus Berlin, die sich selbst rühmt, ebenso universell und vielseitig zu sein, wie ihre Heimatstadt. Die Rede ist von „Redeema“, die sich analog zu ihrem Namen (engl. „redeemer“ = Erlöser) dazu auserkoren sehen, die deutsche Nu-Metal-Szene aus dem Mittelmaß zu erretten, und zwar mittels der Vielfalt ihrer sieben Mitglieder. Die portugiesische Frontfrau Sónia beispielsweise konnte man 2002 aus einem Gospelchor rekrutieren, in dem damals zufällig auch der jetzige Gitarrist Buzzti am Bass mitwirkte. So kam eines zum anderen und der Schuss südländisches Temperament in die Hauptstadtkapelle. Bleibt zu prüfen, ob den hohen Ansprüchen mit der offiziellen Debüt-Veröffentlichung namens [so:pho:more] Genüge getan werden kann.
Was zunächst auffällt, ist, dass man zumindest bezüglich der Anklänge an große Vorbilder den Mund nicht viel zu voll genommen hat, denn der Sound weckt Assoziationen – wenn auch für Slipknot (gerade in Gitarren und Drums) eine Spur Druck fehlt, Korn knackiger klingen und Linkin Park mehr grooven. Immerhin – man findet eine eigene Tonsprache, selten bis nie klingen die Sounds nach bloßen Kopien der Szenegrößen, und somit bewahren sich Redeemer eine Eigenständigkeit, die man bei vielen „Evanescence-Verschnitten“ hierzulande, gerade auch auf regionaler Ebene, oftmals vergeblich sucht. Bemerkenswert ist besonders die Soundvielfalt im Gesang, die vom Frontduo nicht nur durch alternierenden Einsatz, sondern auch durch sehr unterschiedliches Timbre erreicht wird. Frontmann Bastis Shouting fehlt es zwar immer wieder sowohl an Aggression als auch an Brutalität, was stellenweise sogar ein wenig komisch wirkt, und auch Sónias Intonation ist nicht immer von der Qualität, die ihre Stimme ansonsten auszeichnet – man merkt jedoch deutlich das Bemühen, die durchweg nachdenklichen Texte variabel darzustellen.
Hinsichtlich des Songwritings ist ein halbwegs abwechslungsreiches Album gelungen, auf welchem zwar kein Song beim ersten Hören absoluten Hitcharakter entfaltet, das aber ansonsten homogen und durchdacht wirkt. Anspieltipps: Das ausgesprochen kurzweilige „Silent Cry“, welches wieder einmal beweist, dass Dreiertakte auch in harter Rockmusik sehr reizvoll eingesetzt werden können, weiterhin das gut groovende „Virus“ sowie der Nackenbrecher „Hope Or Disgrace“. Die 3 enthaltenen Bonustracks sind sehr ambivalent zu bewerten – das Remix von „back2life“, einer Nummer vom (allerdings nur lokal veröffentlichten) ersten Silberling der Band verursacht Zuckungen im Tanzbein, „Virus“ kommt an die bereits erwähnte Originalversion schon nicht mehr heran und „One Soul“ letztlich hätte man sich besser gespart – wenn ich soften Elektro hören will, geh’ ich in die Kinderdisse.
Fazit: 6,5 Punkte ergeben aufgerundet 7, denn das Album zeigt viele Höhen und gute Ansätze. Man merkt, dass Redeema etwas Neues schaffen wollten, was teilweise – und ich würde sagen: zum größten Teil – auch gelungen ist. Wer auf elektronisch beeinflussten Nu-Metal steht, Innovativität schätzt und bereit ist, dafür auch einige kleine Schwächen einer ja noch jungen Band in Kauf zu nehmen, dem ist der Kauf ans Herz zu legen. Live sollten die Jungs – pardon: und das Mädel – den Mob ohnehin zum Kochen bringen, und wenn man zukünftig noch ein bisschen an der Produktion feilt, werden Redeema der selbst auferlegten Erlöserrolle zweifelsohne gerecht werden.
Zu bestellen über www.redeema.de