Stream Of Passion - Embrace The Storm


Review


Stil (Spielzeit): Nu-Gothic-Prog-Metal (53:50)

Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut Music/SPV (21.10.2005)
Bewertung: Schön. Punkt. (7/10)
Link: www.streamofpassion.com

Nachdem Mister Arjen Anthony Lucassen in den letzten zehn Jahren mit seinem Ayreon-Projekt genügend Erfahrungen im Umgang mit erlauchten Gastmusikern gemacht haben dürfte, steht uns dieser Tage der neue Streich der niederländischen Gitarrenkoryphäe ins Haus. Unter dem Namen "Stream Of Passion" haben sich – wieder einmal – unterschiedlichste Landsleute versammelt, um zwölf Songs zu produzieren, die sich, wie bei Lucassen üblich, im weitesten Sinne um den Fachbegriff „Prog“ versammeln. Dem ganzen verpasst man dann eine hübsche Mexikanerin als Frontfrau, einige international gecastete Studiomusiker, fertig ist Embrace The Storm, fertig ist die Lizenz zum Gelddrucken. Wirklich? 

Ganz ehrlich – nö. So einfach hat sich’s uns Arjen nicht gemacht. Die Platte weiß schon im ersten Durchlauf zu gefallen, die Kompositionen – an denen sich diesmal übrigens bemerkenswerterweise alle „Band“mitglieder beteiligt haben sollen – grooven sich fein ins Ohr – und bleiben sogar hängen! Die Produktion ist sehr druckvoll gelungen, gut fügt sich durchgehend das (interessanterweise in seiner Stimmung oder eben Nicht-Stimmung klanglich in Richtung Rockabilly orientierte) Klavier ein. Fein. Einfallsreich instrumentiert. Vorerst keine weiteren Fragen. 

Magst du The Gathering? Kauf’ die Platte! Magst du Evanescence? Kauf’ die Platte, aber handle mit dem Dealer deines Vertrauens aus, dass du das Teil bei Nichtgefallen zurückbringen darfst! Magst du Within Temptation? Hör’ dir die Platte an, nimm aber vorsichtshalber mal zwanzig Ökken mit – könnte sein, dass du sie brauchst. Und genau hier liegt der Hund begraben – die Scheibe bietet vom melodieorientierten Progger bis hin zum Soft-Nu-Gothic-Melodic-Alternative-Rock-Metal-Hörer jedem was – aber eben nur etwas. Die Gitarrensoli der schwedisch-amerikanischen Gitarristin Lori Lindstruth sind technisch sauber, einfallsreich und klangschön, aber eben wenig Proggig und sehr traditionell, die Streicher weiterhin erinnern streckenweise ziemlich auffällig an Nightwish. 

Marcela Bovios Gesang hingegen bekommt hohe Haltungsnoten, einzig kann – wie gesagt – stören, dass man sich allzu sehr an etablierten Vorbildern orientiert. Überdies gelingt es Lucassen, der alle Rhytmusgitarrenparts übernimmt, wunderbare, fast schon mainstreamig poppige Lied-, Melodie- und Harmoniestrukturen zu kreieren. Das macht aufgeschlossenen Hörern Laune, lädt zum träumen ein, kann aber nach einer Stunde Harmoniegeschwelge auch dezent auf den Geist gehen. Man vergleiche die sehr schön gelungenen Nummern „Wherever You Are“ sowie „Open Your Eyes“ – aber bitte nicht die Repeat-Funktion aktivieren, es besteht die Gefahr, im Harmonie-Treibsand zu versacken. 

Tipp: CD-Wechsler anschaffen und die Playlist so programmieren, dass Embrace The Storm mit New Tattoo von Mötley Crüe und Hot & Heavy von den Scorpions alterniert, die sind auch international. Eine Anschaffung ist der Silberling jedoch allemal wert.

Mehr Modern Metal / Metalcore Reviews