Das musikalische Grundkonzept des Quintetts ist eigentlich ziemlich gut: Eine Mischung aus Nu Metal, Metalcore und Modern Metal wird auf einem Fundament aus Electronica und Synthesizer aufgebaut. Musik schreiben können die Jungs auch richtig gut. Sind doch super Voraussetzungen für eine Band, oder? Eigentlich ja schon, aber der Gesang befindet sich irgendwo zwischen einfach nur schlecht und lächerlich. Das ist sogar ziemlich schade, weil ich das Instrumental richtig genial finde.
Intro („Prologue“) und Outro („Epilogue“) klingen nach epischen Videospiel-Soundtracks. Das electronica- und dancemusic-artige Konstrukt ist auch phänomenal und die Refrainmelodien bleiben im Ohr. Sogar Gitarrensoli sind auf der Platte zu finden und eben diese Harmonie aus den Gitarrenklängen und dem Electronica lässt etwas Besonderes und Episches entstehen und es macht Spaß, sich „A Chapter Unwritten“ anzuhören.
... und dann der Gesang
Gesangtechnisch bringt Sänger DJ viel Abwechslung ins Spiel. Shouts à la CALLEJON sind zu hören und auch die Growls sind gut. Aber jeder einzelne Refrain wird clean gesungen und der Cleangesang ist einfach nur schlecht. Man hat das Gefühl, dass kein einziger Ton getroffen wird und insgesamt sind dadurch die Refrains, die eigentlich das Herzstück eines Liedes sein sollten, eher gewöhnungsbedürftig.
Ich kann ja durchaus verstehen, dass man aufgrund der Massentauglichkeit cleane Refrains haben will, aber bitte nicht so! In „Neverending Rain“ und „A Gleam Of Hope“ werden dann plötzlich fast alle Töne einigermaßen getroffen und ich frage mich, weshalb das in den anderen Liedern nicht möglich war. Dazu im Kontrast stehen Negativbeispiele, wie „Hail Mary“, wo der Text gequäkt wird, oder „Waste & Filth“, wo der Prechorus eher den Ohren schadet. Ich kann nur immer wiederholen, wie schade ich das finde.
Stilbruch
Ich weiß, dass A FEAST FOR CROWS nicht wirklich ernst genommen werden wollen, denn der Musikstil ähnelt doch sehr ESKIMO CALLBOY, doch der Unterschied zwischen ESKIMO CALLBOY und A FEAST FOR CROWS ist, dass die Münchener ihr Grundkonzept viel ernsthafter gestaltet haben, was man zum Beispiel am Cover sehen kann. Auch die Songs sind alle texttechnisch relativ ernsthaft, weshalb ich bei „Miss Bloodred Lips“ nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Plötzlich höre ich Phrasen wie „I’m so horny!“. Das Konzept ist doch gut, wie es ist. Wieso einen auf ESKIMO CALLBOY in jungen Jahren machen, wenn das doch gar nicht zum Rest passt?
Insgesamt sind A FEAST FOR CROWS gar nicht so schlimm, wie man vielleicht aufgrund meiner Bewertung vermuten mag. Die Instrumentals und Growls bzw. Shouts sind gut und vielversprechend, aber der Cleangesang nimmt einen doch wesentlichen Teil im musikalischen Gesamtbild ein, was wirklich, wirklich schade ist. Die Musik könnte so viel mehr Spaß machen, wenn etwas mehr auf Gesang, als auf Optik und das ganze Drumherum geachtet werden würde.
An DJ
Lieber DJ,
die Kritik ist keineswegs böse gemeint, aber vielleicht solltest du das Gesangskonzept noch einmal überdenken und lieber nur Growls und Shouts machen, das kannst du nämlich ziemlich gut. Ohne die Cleans würde die Bewertung auch bestimmt zwei oder drei Punkte besser werden, denn das Zeug dazu, eine verdammt coole Band zu sein, habt ihr. Das einzige, was euch noch im Weg steht, ist der Gesang, an dem ihr wirklich arbeiten müsst.
Wer die Band live erleben will, kann dies am 20. Mai 2017 im Backstage (München) beim CrowsFest 2017.
Tracklist:
Prologue
Endless Devour
Insomaniac
Hail Mary
Waste & Filth
Cromwell 25
For(n)ever
The Reckoning
Miss Bloodred Lips
A Gleam Of Hope
Neverending Rain
The Tale (A Chapter Unwritten)
Epilogue
Endless Devour (Zyntethik Remix)
The Reckoning (NOISUF-X Remix)
Band:
Marco - Drums
Markus - Lead Guitar
Martin - Rhythm Guitar
Bass - Tim
Vocals - DJ