Stil (Spielzeit): Extrem Metal (43:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Reflections Records (26.04.05)
Bewertung: Grenzwertig
Link: http://www.psyopus.com
Eigentlich mag ich Mathcore bzw. Extrem-Metal, darunter besonders The Dillinger Escape Plan. Dass dann irgendwo auch meine Grenzen erreicht sind, hat mir bislang kein Album so eindeutig gezeigt, wie „Canada Songs" von Daughters. Um beide Bands soll es hier in der Hauptsache nicht gehen, aber sie werden als Referenz in der Platteninfo zu „Ideas Of Reference" von Psyopus erwähnt. Somit ist die Gangart und das Anliegen der Band schon mal geklärt: Tonscharmützel, bestialisches Kreischen, wildes Schlagzeuggeprügel und akrobatisches Saitengewichse so in Einklang zu bringen, dass auch der geneigte Hörer etwas davon hat (wie bei TDEP) oder auch nicht (im Falle von Daughters).
Nicht ganz so zusammengeflickt wie der Sound von Daughters, aber einige Saitenlängen weit entfernt von dem intelligent-verzaubernden Chaos einer Band wie The Dillinger Escape Plan gehen Psyopus zu Werke und sitzen - ähnlich wie Burnt By The Sun mit ihrem letzten Album - zwischen den Stühlen. Die Band aus Rochester/USA spannt den Bogen des Erträglichen sehr weit. Ich finde jedenfalls keinen Zugang zu dieser Platte, auch nach mehrmaligem Hören ergibt sich für mich kein Ankerpunkt; ich bin verloren in und genervt von Kaskaden aus Lärm und (scheinbar) beliebigem Gepolter. Die Texte geben das akustische Bild auch lyrisch wieder, handeln von innerlicher Zerrüttung, Verzweiflung, Gewalt und Hass.
Ich will das Können der vier Jungs nicht in Frage stellen, auch gibt es einige wenige Lichtblicke im Irrgarten ihrer Musik, beispielsweise wenn nur leicht verknotete Jazz-Passagen aus den umherliegenden Trümmern emporblinzeln. Für mich ist das jedoch zu wenig, und wenn man beim letzten Track noch Ohrenzeuge eines schwerkranken oder behinderten Menschen wird, der sich mühsam artikulierend die Seele aus dem Leib kotzt und hustet, ist für mich spätestens der Zeitpunkt gekommen, das Album aus dem Schacht zu schmeißen. - Ich glaube zwar, den Ansatz und die Sozialkritik hinter dieser Provokation zu verstehen, doch wurde hier die Grenze zur Geschmacklosigkeit überschritten.
Aufgrund der Faszination, die „Ideas Of Reference" trotz allem zweifellos ausübt, rate ich (von) einem Kauf weder ab noch zu, sondern einfach dringend zum Reinhören, bevor das Album in den heimischen Player wandert. Es könnte sonst eine böse Überraschung geben.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!