Dem Metalcore bin ich in den zehn Jahren meiner Metal-Begeisterung immer geflissentlich aus dem Weg gegangen. Nicht etwa, weil mir die Musik sonderlich auf den Zeiger gegangen wäre oder ich den Metalcore als zu untrve angesehen hätte. Der reale Grund ist viel unspektakulärer: Einfaches Desinteresse hat dafür gesorgt, dass ich das noch relativ junge Genre ignoriert habe, wie den Dubstep zu seinen Hochzeiten. Geändert hat sich dies nun mit "Phoenix“, dem Debütalbum der deutschen Core-Truppe ALAZKA. Bis Anfang des Jahres unter dem Namen BURNING DOWN ALASKA bekannt, hat der Fünfer, von der Einbindung von Sänger Kassim Auale ausgehend, eine äußere Rundumerneuerung hinter sich gebracht und versucht nun mit "Phoenix“ an das sehr positiv aufgenommene "Values & Virtues“ anzuknüpfen.
Klargesang als Geheimwaffe
Nun mit zwei Sängern agierend, reiht sich ALAZKA in die vielen Metalcore-Formationen ein, welche verstärkt auf klare, melodischen Gesangslinien setzen. Das mag dem ein oder anderen einen Schauer durch die gestählten Nackenhaare wandern lassen, stellt aber gleichzeitig die nicht ganz so geheime Zutat dar, die "Phoenix“ erst zu einem – Vorsicht Spoiler! - hervorragenden Album werden lässt. Sei es die Singleauskopplung "Empty Throne“, der Titeltrack "Phoenix“ oder das emotionale "Legacy“ - Keins dieser Lieder würde ohne die hymnenhaften Einsätze Auales auch nur ansatzweise ihren offensichtlichen Hitcharakter erreichen. Eine Charaktereigenschaft, welcher der kompletten Scheiben zu eigen ist, die erstaunlicherweise ohne einen einzigen Füller daherkommt.
Doch nicht nur die geteilten Vocal-Ehren, sondern gerade das Gesamtkonzept der Platte besticht. Stets durch eine gute Arbeit an allen Instrumenten begleitet, verzichten ALAZKA in ihren Songs glücklicherweise auf das so lästige „Viel Breakdown hilft viel“-Prinzip, sondern konzentrieren sich auf gefühlvolle wie mitreißende Gitarrenlicks, welche sich wie beim starken "Hearts Of Gold“ lange in der Hirnrinde festsetzen. Da sieht man gerne über kleinere Innovationslosigkeiten hinweg, wie zum Beispiel der Tatsache, dass ALAZKA ihre Lieder wohl sehr gerne mit kleinen Intros beginnen, welche sich wie ein roter Faden durch das Album ziehen.
Bravourös in sämtlichen Disziplinen
Ebenso zieht sich allerdings auch das Gespür der Jungs für die richtige Instrumentierung in den richtigen Momenten durch das Album. Eine Gabe, welche nicht viele Bands ihr eigen nennen können. Dass es ALAZKA trotz ihres noch frischen Alters schaffen, in sämtlichen Disziplinen (man beachte das vortreffliche Coverart!) zu bestechen, ist ebenso bewundernswert wie der Mut zu den Clean Vocals, welchen mitunter schnell der Vorwurf der Kommerzialisierung angehängt wird.
Besser wir kommen zum Schluss, bevor ich mich in weiteren Schwärmereien verliere. ALAZKAs "Phoenix“ hat mich überzeugt und das restlos. Und während ich zu Beginn noch leicht abgeschreckt von der auf den ersten Blick oberflächlichen Gefühlsduselei der Lyrics und den pubertierenden Shout-Ansätzen war, konnte ich der Platte schon mit ihrem ersten Song „Ghost“ die musikalische Qualität nicht mehr abschreiben. Gedacht, dass ich jemals mit Metalcore warm werden würde, habe ich nicht und doch hat das vorliegende Album genau das geschafft. Vielleicht empfehle ich das Album gerade deswegen einfach jedem, schließlich offenbart es nicht nur eine immense musikalische Qualität, sondern weiß zusätzlich noch perfekt als Einstiegsdroge zu dienen. Höchstnote gibt es trotzdem nicht, denn für eine solche Bewertung fehlen mir einfach die Vergleichswerke im Genre. Im Herzen trägt das Album aber eine klare 10!
Tracklist
01. Echoes
02. Ghost
03. Empty Throne
04. The Witness
05. Everglow
06. Ash
07. Phoenix
08. Everything
09. Hearts Of Gold
10. Legacy
11. Blossom
12. Fading Flame