Annisokay - Arms Tipp

Annisokay - Arms
    Metalcore

    Label: Arising Empire
    VÖ: 17.08.2018
    Bewertung:9/10

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Im Jahre 1987 fragte Michael Jackson im Song „Smooth Criminal“, ob „Annie“ ok ist. 20 Jahre später nahm sich eine junge Band aus Halle (Saale) der Frage an und gab mit ihrem Bandnamen zugleich die Antwort, ANNISOKAY war geboren. Die fünf Jungs aus Sachsen-Anhalt widmen sich musikalisch allerdings einer härteren Gangart als der King of Pop und lieferten mitte August mit "Arms" ihr viertes Album ab.

ANNISOKAY – persönliche Eindrücke von der Band

Das erste Mal Live gesehen habe ich ANNISOKAY im Herbst 2016 als Vorband von ESKIMO CALLBOY auf ihrer Europa Tour. Ich muss zugeben, ich war an dem Abend etwas genervt, ein langer Arbeitstag lag hinter mir und die anderen Vorbands hatten sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Als dann Dave, der Screamer von ANNISOKAY, wild hüpfend die Bühne in einem NBA Trikot besprang, habe ich innerlich mit den Augen gerollt. Doch die Jungs haben letztendlich überzeugt und die Songs liefen seitdem regelmäßig in meinen Playlists.

Ein weiteres Mal habe ich ANNISOKAY als Vorband auf der Fandigo Tour von CALLEJON im Frühjahr 2018 gesehen. Das musikalische Mastermind der Formation, Chris Wieczorek, wurde nach dem Konzert am Merchandise Stand von meiner Frau nicht erkannt, weshalb sie ihn nicht sehr nett darauf hingewiesen hat, dass er im Weg stehen würde. In dieser Situation, in der sich Chris übrigens ganz gentlemanlike entschuldigt hat, dachte ich mir, dass es Zeit wird für ANNISOKAY, aus dem Schatten zu treten. Denn mit etwas mehr Bekanntheit wäre das wohl nicht passiert.

Mit Spannung habe ich also die aktuelle Platte erwartet. Und, um das mal vorweg zu nehmen, die Erwartungen wurden übertroffen. 

"Arms" überzeugt am Stück

Mit „Unaware“ wurde vorab ein Track released, der mit seinem modernen aber nicht glatt gebügelten Sound sofort ins Ohr geht. Und da auch erstmal bleiben will. Es ist eine wahre Freude, dabei zuzuhören, wie sich über das ganze Album hinweg die brutalen Shouts von Dave und die glockenklaren cleanen Gesangspassagen von Chris nicht nur abwechseln, sondern hervorragend ergänzen. Angenehm überraschend ist, dass das Album nicht wie sonst üblich neben den Vorabveröffentlichungen nur noch halbgares Füllmaterial enthält.

Ganz im Gegenteil, so sind mit „Good Stories“, „Sea Of Trees“ und „Innocence Was Here“ weitere Songs mit Hitpotential vertreten. Während „Sea Of Treas“ den Hörer trotz seiner lyrischen Schlichtheit gut einfängt, liefert „Good Stories“ dann auch für anspruchsvollere Hörer eine gewisse literarische Tiefe. Durch viel Abwechsung fällt kaum ein Song wirklich ab, einzig „Private Paradise“ wirkt ein bisschen fehl am Platz auf dem Album. Das liegt meiner Meinung nach an dem Feature von Chris Fronzak. Der ATTILA Frontmann bringt scheinbar nicht nur seine Stimme ein, sondern – ähnlich wie beim Feature auf der aktuellen ESKIMO CALLBOY- Scheibe – auch den ATTILA- typischen Sound. 

Schnörkellos zum Chart-Erfolg

Insgesamt wirkt der Sound auf "Arms" schnörkelloser als auf den letzten beiden Platten, doch das scheint dem Publikum zu gefallen, denn das aktuelle Werk ist das bisher erfolgreichste. Natürlich sagt ein Charterfolg nicht wirklich etwas über die Qualität der Musik aus, aber mit Platz 26 in Deutschland und #20 in den U.S. Billboard Charts in der Kategorie „Current Hard Music Albums“ erzielt das Album trotzdem beachtliche Erfolge. 

Und diese kommen nicht von ungefähr, man hört einfach, wie viel Arbeit und Herzblut ANNISOKAY in ihr neues Album gesteckt haben. Dabei wurde zum Glück nicht versucht, szenetypischen Trends hinterherzurennen, sondern gutes Songwriting und die musikalische Umsetzung in den Mittelpunkt gestellt. 

FAZIT: ANNISOKAY haben es geschafft, einen aufregenden Mix aus kompromisslos druckvollen Passagen und poppigen Arragements zu kreieren. Abgerundet wird die Scheibe durch raffinierten Synthie-Sound und fesselnde Hooks. 

Tracklist:

  1. Coma Blue 
  2. Unaware 
  3. Good Stories
  4. Fully Automatic 
  5. Sea Of Trees
  6. Innocence Was Here 
  7. Humanophobia 
  8. End Of The World 
  9. Escalators 
  10. Private Paradise (feat. Chris Fronzak)
  11. One Second 
  12. Locked Out, Locked In