Wer jetzt aber die Hände vor dem Gesicht zusammenschlägt, missversteht. Ja, das Quintett klingt "poppiger“ als je zuvor, ein Qualitätsabfall lässt sich den Briten allerdings kaum bescheinigen. Vielmehr führt "For Those That Wish To Exist“ viele Tugenden seines Vorgängers konsequent fort. Die Atmosphäre ist (für Metalcore-Verhältnisse) einmal mehr schneidend dick, die Texte sind tiefgängig und die Musik ist eher auf eine düstere Emotionalität als auf den schnellen Moshpit zwischendurch ausgerichtet.
Neue Ausrichtung, neuer Schwung
Klar ist aber auch, dass sich ARCHITECTS anno 2021 musikalisch kaum noch im Metalcore selbst verorten lassen. "For Those That Wish To Exist“ lässt es nur selten richtig krachen ("Discourse Is Dead“) und konzentriert sich stattdessen auf hymnische Stadionrefrains und Klargesang. Bereichert wird diese Neuausrichtung durch zusätzliche Elektronik- und Klassik-Einflüsse, welche schon in der Vorabsingle "Dead Butterflies“ vor allem aber in "Flight Without Feathers“ und "Demi God“ zu gefallen wissen.
Das klingt frisch und neu, aber dennoch zu 100% nach ARCHITECTS. Ein Meisterwerk ist das neunte Studioalbum der Briten dennoch nicht geworden. Denn während die 15 Stücke dank der reichen stilistischen Palette genügend Abwechslung mit sich bringen, verlieren sie sich doch gleichzeitig in ihrer Formelhaftigkeit. Stets fungieren die eingängigen Refrains als Dreh- und Angelpunkt der Kompositionen, stets dient der restliche Song nur dem Aufbau.
Achillesferse Formelhaftigkeit
Nicht nur hinterlassen diese sturen "Von-A-nach-B-Kompositionen" einen schalen Beigeschmack, sondern erschweren mit voranschreitender Spielzeit auch den Genuss. Die Songgrenzen verschwimmen und die Hörenden fühlen sich wie bei der ewigen Wiederholung des Immergleichen. "For Those That Wish To Exist“ wirkt dadurch in seinen schlechtesten Momenten repetitiv und überladen – weniger Songs wären hier wohl mehr gewesen. Dennoch handelt es sich beim neuen Album der ARCHITECTS um keinen Reinfall – "For Those That Wish To Exist“ ist ein hörenswertes Album geworden. Aber eben auch eins, das hätte besser sein können.
Tracklist
- Do You Dream of Armageddon?
- Black Lungs
- Giving Blood
- Discourse Is Dead
- Dead Butterflies
- An Ordinary Extinction
- Impermanence ft. Winston McCall (Parkway Drive)
- Flight Without Feathers
- Little Wonder ft. Mike Kerr (Royal Blood)
- Animals
- Libertine
- Goliath ft. Simon Neil (Biffy Clyro)
- Demi God
- Meteor
- Dying Is Absolutely Safe