Die Veröffentlichung kommt ein wenig überraschend: "Plastic Planet", "Black Science" und "Ohmwork" wurden erst 2020 neu aufgelegt. Zwar findet sich in "Manipulations Of The Mind - The Complete Collection" eine weitere CD mit 15 Bonustracks, doch Käufer der letztjährigen Versionen gucken in die Röhre. Das ist zwar "complete", aber nicht besonders fanfreundlich.
"Manipulations Of The Mind - The Complete Collection" ist als platzsparende Aufklapp-Box konzipiert. Die Alben stecken in separaten Papphüllen, dazu kommt ein Booklet mit "previously unseen photos from the artist's archive", wie es auf dem Sticker vollmundig heißt. Mehr als Bilder findet man auch nicht – weder Texte noch Liner Notes noch sonstige Infos. Die Aufmachung des Boxsets ist absolut minimalistisch. Dafür stimmt der Preis, denn das Ding steht für ca. 25 Euro im Handel.
Plastic Planet (1995; g/z/r)
Für den brachialen Industrial Metal auf seinem ersten Soloalbum sorgten neben Geezer Butler Gitarrist Peter "Pedro" Howse, Drummer Deen Castronovo und niemand Geringeres als FEAR FACTORY-Sänger Burton C. Bell, der "Plastic Planet" seinen unverkennbaren Stempel aufdrückte. Auch Howse, bereits seit 1985 musikalischer Weggefährte von Butler, beeinflusste mit seinen Stakkato-Riffs und quietschenden Soli maßgeblich den Sound der Scheibe.
Im Opener "Catatonic Eclipse", dem bedrohlichen "Séance Fiction" oder dem fett groovenden "The Invisible" sind doomige Einflüsse noch deutlich wahrnehmbar, während Nummern wie das fiese "Drive Boy, Shooting", "House Of Clouds" oder "Detective 27" mit ihrem an FEAR FACTORY oder MINISTRY angelehnten, brutalen Sound herzlich wenig an BLACK SABBATH erinnern. Die einzige, hypnotisch-düstere Verschnaufpause "Cycle Of Sixty" steht bezeichnenderweise am Ende des hörenswerten Albums.
Black Science (1997; Geezer)
Nur zwei Jahre später veröffentlichte Butler "Black Science". Weil er mit seiner Hauptband FEAR FACTORY zu tun hatte, übernahm statt Burton C. Bell der bis dato unbekannte Clark Brown den Posten des Sängers. Mit seinem Timbre erinnerte Burton C. Bell auf Butlers Solo-Debüt stellenweise an Ozzy Osbourne und Zakk Wylde, während Browns Vocals eigenständiger sind.
"Black Science" klingt generell etwas dynamischer und nicht mehr so extrem brutal und unterkühlt wie "Plastic Planet". Das Quartett vermengt Modern mit Alternative und Industrial Metal, letzterer ist in Songs wie "Xodiak" oder dem brachial-schleppenden "Mysterons" aber nach wie vor ein deutlicher Bestandteil. Daneben zählen der kraftvolle Opener "Man In A Suitcase" und das effektüberladene, mit einem großartigen Refrain versehene "Northern Wisdom" zu den Highlights der etwas ausbalancierter wirkenden zweiten Scheibe.
Ohmwork (2005; GZR)
Acht Jahre nach "Black Science" meldete sich Geezer Butler mit fast unveränderter Besetzung zurück. Einzige Ausnahme war der Posten des Drummers, den diesmal Chad E. Smith (nein, nicht der von den RED HOT CHILI PEPPERS …) einnahm. Auf "Ohmwork" ist der Industrial Metal der beiden Vorgänger quasi nicht mehr präsent, stattdessen hören wir modernen, nach wie vor stark riffbetonten Metal. Der hat zwar auch seine Momente, ohne den brachialen Mittneunziger-Sound und die Doom-Einflüsse von Butlers Hauptband zündet "Ohmwork" aber deutlich weniger als "Plastic Planet" und mit Abstrichen "Black Science".
Größte Überraschung ist neben dem Abwechslungsreichtum ("Prisoner 103" ist deutlich von RAGE AGAINST THE MACHINE beeinflusst, in "I Believe" wird die Akustikgitarre ausgepackt) Sänger Clark Brown. Ob heisere Screams, eindringliche Raps, sanfte Vocals, Marilyn Manson-artige Gesänge oder mit Rockröhre: Der Mann besitzt eine stilistische Vielfalt, die durchaus beeindruckt. Songwriterisch war allerdings ziemlich die Luft raus.
Rares und unveröffentlichtes Bonusmaterial als (verzichtbare) Zugabe
Auf der vierten CD befinden sich 15 rare, teils unveröffentlichte Nummern zu allen drei Solowerken. Die Trackliste beinhaltet zahlreiche alternative Versionen, Takes und Mixes, Demos, den Japan-only-Track "Beach Skeleton" (sehr hörenswert) und drei 1996 in Detroit, MI aufgenommene Liveaufnahmen mit Burton C. Bell. Negativ fallen Schwankungen in Lautstärke und Qualität auf. Selbst alternative Mixes oder Instrumentals tönen teils deutlich dünner als die Albumversionen.
Was mir fehlt, ist eine konkrete Zuordnung oder Stringenz in der Songreihenfolge. Statt mit dem Material von "Ohmwork" zu beginnen und über "Black Science" den Bogen zu "Plastic Planet" zu spannen, ist die Trackliste munter durcheinander gewürfelt. Vielleicht wäre es überhaupt sinnvoller gewesen, die Bonustracks bei ausreichendem Platz direkt auf den jeweiligen Alben zu hinterlegen. Da wäre wenigstens der jeweilige Kontext gegeben.
Für wen lohnt sich "Manipulations Of The Mind - The Complete Collection"?
Wer sich einen Überblick über das vor allem auf den ersten beiden Alben durchaus hörenswerte Solo-Schaffen des BLACK SABBATH-Bassisten verschaffen möchte, ist mit dem Boxset gut beraten – es sei denn, er oder sie besitzt eines der oder mehrere Alben bereits in einer anderen Form. Dann ist der Zukauf einzelner Scheiben sinnvoller, zumal "Ohmwork" nicht gerade ein Highlight darstellt. Der Kauf alleine wegen der Bonus-Scheibe lohnt sich nicht.
"Manipulations Of The Mind - The Complete Collection" Trackliste:
CD1 – Plastic Planet
Catatonic Eclipse
Drive Boy, Shooting
Giving Up The Ghost
Plastic Planet
The Invisible
Séance Fiction
House Of Clouds
Detective 27
X13
Sci-Clone
Cycle Of Sixty
CD2 – Black Science
Man In A Suitcase
Box Of Six
Mysterons
Justified
Department S
Area Code 51
Has To Be
Number 5
Among The Cybermen
Unspeakable Elvis
Xodiak
Northern Wisdom
Trinity Road
CD3 – Ohmwork
Misfit
Pardon My Depression
Prisoner 103
I Believe
Aural Sects
Pseudocide
Pull The String
Alone
Dogs Of Whore
Don’t You Know
CD4 – Bonus Tracks
Pseudocide (No Intro)
Prisoner 103 (Demo)
The Invisible (Instrumental)
Area Code 51 (Demo)
Cycle Of Sixty (Radio Mix)
X13 (Radio Mix)
Northern Wisdom (Demo)
Beach Skeleton (Japanese Version)
Pardon My Depression (Alt Take)
Misfit (Rough Mix)
I Believe (Demo)
Four Feathers Fall (Demo)
Drive Boy, Shooting (Live)
Detective 27 (Live)
House Of Clouds (Live)