Metalcore in Höchstform ...
Die zwölf Songs variieren stilistisch zwischen ätherischen Hymnen und wuchtigen Power-Nummern, wobei Sängerin Courtney LaPlantes starker Gesang stets einen roten Faden bildet. Ihre Vocals – clean wie auch harsch – sind sehr stark und passen sowohl zu stimmungsvollerern, langsameren Tracks wie dem Opener "Sun Killer" oder "The Summit" und Brettern wie "Silk In The Strings", die vor Energie strotzen. Dabei werden die Lead Vocals durch atmosphärische und dicht gesponnene Riffs sowie treibende Drums unterstützt.
Insbesondere diese Drums und Percussions können auf diesem Release punkten – nicht nur in den Bridges, sondern auch in Abschnitten, die schon fast an Breakbeats erinnern. In den Bridges nehmen SPIRITBOX das Tempo heraus und greifen in die Trickkiste: Statt lediglich einen Pre-Breakdown einzuleiten und danach die Dinge bis zur Eskalation zu treiben, bricht das Tempo hier auch mal komplett herunter und bricht aus dem Metalcore aus. Teils erinnern diese Parts etwas an Industrial, wie beispielsweise in "Sun Killer", bei dem das Tempo in der zweiten Hälfte über längere Zeit hinweg abbaut und ganz langsam in die Eskalation mündet.
Am meisten sticht jedoch der dritte Track "Yellow Jacket" hervor, in dem Sam Carter von ARCHITECTS einen Gastauftritt erhält. Darin präsentieren SPIRITBOX all ihre Stärken und paaren die kantige Seite ihrer Musik mit atmosphärischen, melodischen Spielereien, die perfekt Carters klaren Gesang in der zweiten Hälfte des Songs untermalen – definitiv ein Highlight des Albums. Ironischerweise ist dieser Song gleichzeitig repräsentativ für das größte Manko des Albums.
... mit den bekannten Tücken
Trotz der starken Präsentation und dem Versuch, eine eigene Note im Metalcore zu setzen, treten SPIRITBOX in bekannte Fallen des Genres. Vieles auf diesem Album hat man bereits an anderer Stelle gehört und die Gruppe erfindet das Rad hier keinesfalls neu.
So sind Djent-Riffs mittlerweile abosoluter Genre-Standard und einige Tracks erinnern sehr stark an bekannte Größen wie ARCHITECTS oder NORTHLANE. "Secret Garden" ruft mit seinen verschachtelten Riffs Erinnerungen an die Briten um Sam Carter ins Gedächtnis. Ironischerweise kommt selbst der titelgebende Song "Eternal Blue" mit wenig Innovation daher und kommt dem Track "Quantum Flux" von NORTHLANE an mancher Stelle gefährlich nahe.
SPPIRIBOX spielen soliden Metalcore, können sich aber nicht von den etablierten Standards der Szene lösen und reproduzieren diese.
Fazit
Auf "Eternal Blue" treffen industrialartige Perkussion und technische Riffs aufeinander. Dabei entsteht ein stimmungsvolles Gesamtwerk, das einerseits alle Must-haves des modernen Metalcore abhakt, andererseits jedoch eine eigene Note zu setzen versucht. SPIRITBOX liefern hiermit ein solides Metalcore-Album ab, das das Genre keinesfalls revolutionieren wird, aber zumindest versucht, etwas Anderes zu schaffen. Trotzdem kommen sie ARCHITECTS in so manchem Song etwas zu nahe.
Wer Metalcore mag, kann hier beherzt zugreifen. Wer dem Genre wegen seiner Gleichförmigkeit weniger abgewinnen kann, könnte von dieser Veröffentlichung allerdings verprellt werden.
Die Tracklist von "Eternal Blue"
1. Sun Killer
2. Hurt You
3. Yellowjacket feat. Sam Carter
4. The Summit
5. Secret Garden
6. Silk In The Strings
7. Holy Roller
8. Eternal Blue
9. We Live In A Strange World
10. Halcyon
11. Circle With Me
12. Constance