Panik, Wut, Witz und Charme
Im Opening-Track "Life As A Soap Opera Plot, 26 Years Running" wechseln sich wuchtige Metalcore-Abschnitte mit hektischen Mathcore-Elementen und Blastbeats ab. Nach einer Portion Panic Chords leitet ein behertzes "Wooo" den Breakdown ein, auf welchen klarer Gesang und schließlich das Feature mit Keith Buckley (EVERYTIME I DIE) folgen. Bereits der erste Song verdeutlicht eine der größten Stärkern der Band: Ihre große Dynamik, durch die die unterschiedlichen Bausteine der Songs umso mehr einschlagen. Besonders in "Intersecting Storylines To The Same Tragedy" stechen die Spielereien der Gruppe hervor, wenn der Song kurz pausiert, bevor die Instrumente wieder mit voller Wucht einsetzen.
In Tracks wie "Misinterpreting Constellations" oder "Melodrama Between Two Entirely Bored Individuals" tritt die melodische Seite des Quintetts in den Vordergrund, wird jedoch durch hektische Math- und Grindcore-Anleihen um eine gewisse Kante erweitert, während in "Anything To Take Me Anywhere But Here" insbesondere letztere wieder dominant sind. Darin treffen der selbstbetitelte "Sasscore" der Band, also Mathcore mit extra schiefem Gesang, auf Harmonien und einschlagende Moshparts, bevor der Song schließlich in einem atmosphärischen Alt-Rock-Outro endet.
SEEYOUSPACECOWBOY spielen fleißig mit extremen Musikgenres und kombinieren deren unterschiedliche Stärken mit spielender Leichtigkeit, weshalb sich das Ergebnis sehr natürlich und stimmig anfühlt.
Persönliche und gesellschaftliche Kämpfe
Inhaltlich dreht sich das neue Album um persönliche und gesamtgesellschaftliche Probleme. Sängerin Connie Sgarbossa spricht darin über ihren Kampf mit der eigenen Drogensucht, beleuchtet aber auch, wie gewohnt, soziale Probleme. So geht es im Opening-Track um die Auswirkungen von Alkoholismus auf die Betroffenen selbst und deren Beziehungen. "Sharpen What You Can" hingegen nimmt Bezug auf den älteren Song "Armed With Their Teeth" und behandelt wie dieser vor allem (queere) Selbstbestimmung:
"Snap the chains and breath, stand for everything (you love), Reclaim your fate, those hollow hearts that keep calling to end the beauty (are you listening?) of self expression instilled in ourselves. So bleed your substance until the end."
Sgarbossa spricht explizit wichtige Themen an, wird dabei jedoch nie zu plump und direkt, sondern gestaltet Texte auch gerne etwas subtiler, ähnlich wie AT THE DRIVE-IN-Sänger Cedric Bixler. Dabei zeigt sie nach wie vor Humor, zum Beispiel im Titel des Openers "Life As A Soap Opera Plot, 26 Years Running" – auch lyrisch kann die neue Veröffentlichung überzeugen.
Fazit
"The Romance Of Affliction" bietet eine bunte Mischung an Genres, die vor Energie strotzt, gleichzeitg aber nicht überladen wirkt. SEEYOUSPACECOWBOY perfektionieren auf diesem Album ihr Songwriting und kombinieren gekonnt Elemente aller bisherigen Alben-Zyklen zu einem sehr stimmigen Gesamtwerk. Features mit Genre-Größen wie EVERYTIME I DIE und UNDERØATH runden dabei den an die 2000er angelehnten Scene-Sound ab. Das Quintett übertrifft sich mit dieser Veröffentlichung selbst und transportiert den besagten Sound passend in die heutige Zeit. Dabei dürfte es alte wie auch neue Fans vollends überzeugen.
Tracklist zu "The Romance of Affliction"
1. Life As A Soap Opera Plot, 26 Years Running (feat. Keith Buckley)
2. Misinterpreting Constellations
3. The End To A Brief Moment Of Everlasting Intimacy
4. Sharpen What You Can (feat. Shaolin G)
5. With Arms That Bind And Lips That Lock
6. Losing Sight Of The Exit ...
7. ... And My Faded Reflection In Your Eyes
8. Intersecting Storylines To The Same Tradegy
9. Ouroboros As An Overused Metaphor
10. Anything To Take Me Anywhere But Here
11. The Peace In Disillusion
12. Melodrama Between Two Entirely Bored Individuals
13. The Romance Of Affliction (feat. IF I DIE FIRST)