Diecast - Internal Revolution


Review

Stil (Spielzeit): Melodischer Metalcore (46:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (17.11.06)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.diecast1.net

Es gibt sicher zahlreiche Beispiele dafür, wie hervorragend diese neuen Misch-Genres funktionieren können. Wie überraschend anders, erfrischend neuartig oder einfach kurzweilig und unterhaltsam das Resultat dann sein kann, muss ich hier ja nicht noch erwähnen. Andererseits stapelt sich wie so oft unter der glänzenden Oberfläche der zweitklassige Imitat-Haufen, der darauf wartet, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Irgendwo zwischen den beiden Schichten, in diesem Trennfilm bewegt sich die aktuelle Veröffentlichung von DIECAST.

Von der ersten Minute an wird  mit dem Titelstück auf fidele Melodien und eine kompromissvolle Härte gesetzt. Das Geschrei des Sängers wirkt auch verhältnismäßig gemäßigt und wird eh regelmäßig durch glasklaren Gesang abgelöst. Das darauf folgende "Never Forget" und das "Hourglass" setzen dieses Gleichgewicht fort. Besonders letzteres wirkt so eingängig, dass es mir schon fast unangenehm ist. Bisher eine unterhaltsame Mischung, die mich da berieselt. "Fractured" bildet aber die erste nennenswerte Ausnahme, denn nun setzt die Band vermehrt auf härtere Instrumental-Überfälle. Gut strukturiert und weniger eingängig bietet das Stück gute Abwechselung.
Bei dem fünften Stück mit dem Namen "Weakness" macht sich aber leider doch eine gewisse Routine breit. Die Band drückt sich wieder auf den Kurs der ersten Songs und obwohl die Melodien variieren, hat man das Gefühl, man hätte das eben schon gehört. "Fade Away" bietet trotz den hübschen Rhythmusvariationen auch nichts wirklich Neues, aber die Mischung unterhält noch, da das Quintett im Gegensatz zu ihren Kollegen nicht der Meinung ist, dass sich ihr Stil nur durch Härte zu definieren hat. Mit "Out Of Reach" schalten sie nun ein paar Gänge höher und bieten einen flotten Ohrwurm, in dem das Schlagzeug gut anzieht und den seltener gewordenen klaren Gesang über die Takte treibt. Ihre Eingängigkeit büßen sie dabei aber nicht ein. An das Eingemachte geht es dann im gleichen Stück nach etwa drei Minuten, da sie aus heiterem Himmel zu einem noch rasanteren Part wechseln, der aber von dem leicht verdaulichen, klaren Refrain ebenso abgelöst wird, wie er begonnen hat. "SOS" übernimmt etwas von der überschüssigen Energie und präsentiert sich ebenfalls verhältnismäßig brutal - wenn dieser Begriff bei dieser leicht zugänglichen Musik überhaupt angebracht wäre. Die Sache mit den Melodien fällt beim Refrain aber wieder unangenehm auf, da sich viel zu wiederholen scheint.
Das brüchige Auflockern der Songstrukturen im folgenden "Nothing I Could Say" rettet auch nur bedingt über diese, sich langsam breit machende Öde hinweg. Bevor sich das zwanghaft bis zum Ende zieht, hätten sie meiner Meinung nach lieber ein paar Songs kürzen können oder als Bonus-Tracks nach hinten schieben können. Auf den allerletzten Drücker bekommen sie aber mit "Definition Of A Hero" noch die Kurve, präsentieren Gangshouts der alten Schule und verzichten auf einen melodischen, überladenen Refrain. Ich will dann nichts geschrieben haben! Die nächste Überraschung folgt auch nach wenigen Minuten, denn eine schnulzige, mit Klavier-Klängen und Keyboard-Streichern unterlegte Ballade hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Wo habe ich nur mein Feuerzeug? Vor meinem inneren Auge kann ich förmlich schon die kleinen Flammen und verschwitzten Klatsch-Bewegungen aus dem Publikum sehen. Da der Track eine Ausnahme bildet und in der Mitte auch dank ein paar Gitarren ein wenig Härte dazu bekommt ,wirkt er gar nicht so kitschig und peinlich, wie das hier vielleicht rüberkommen mag. "The Coldest Rain" bietet eigentlich sogar einen würdigen Abschluss.
Fazit: Dieses massenkompatible Stück der Band aus Boston bot jetzt nichts Ungehörtes, aber unterhielt mich trotz ein paar Zweifeln auf dem Weg vorzüglich.

Mehr Modern Metal / Metalcore Reviews