Protest The Hero - Kezia


Review

Stil (Spielzeit): MetalCore/ProgMetal/PowerMetal/Chaos-was-weiß-ich (43:46)

Label/Vertrieb (VÖ): Vagrant/ Pi/ Rough Trade (26.05.06)

Bewertung: 9/10 Unglaublich!

Link: http://myspace.com/protestthehero
http://www.protestthehero.com/

Yes! Was vom Namen her nach Metalcoreband XY klingt, entpuppt sich als echtes Metal-Monster mit Sinn, Verstand und unglaublich vielen Ideen. Wieder mal so eine Wahnsinnstat von Menschen, die in den USA nicht mal Alkohol trinken dürften.Aber das ist ihnen vermutlich eh egal, da die fünf 19jährigen aus Kanada stammen. Und laut Booklet haben sie dort auch so etwas wie finanzielle staatliche Förderung genossen. Also wenn dabei solche Großtaten herauskommen, sollte man das hier auch ausbauen!

PTH spielen wahnsinnig schnell und verbraten Unmengen von Riffs pro Song. Man kann sich das ungefähr wie die neue AVENGED SEVENFOLD minus GUNS N ROSES plus mehr DREAM THEATER und einen Hauch BETWEEN THE BURRIED AND ME vorstellen. Auf ihrer MySpace-Seite bezeichnen sie es als eine Mischung aus COHEED AND CAMBRIA und EVERY TIME I DIE. Krankes Zeug also! Das einzige, womit ich mich erst anfreunden musste, war der Gesang, der recht stark in die PowerMetal-Ecke geht. Mir persönlich liegen solche hohen Lagen etwas weniger. Allerdings macht Rody Walker seine Sache hier sehr gut. Auch wenn natürlich viel Vibrato in der Stimme ist, passt der junge Mann hervorragend zu PTH. Textlich gesehen ist „Kezia"  ähnlich wie ein Konzeptalbum angelegt: hier wird die Geschichte der Hinrichtung einer jungen Frau (Kezia) aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt (der Gefängnispfarrer, der Wärter und Kezia). Allerdings sollen diese Charaktere für Erlebnisse und Gedanken der Musiker selbst stehen und somit weit über die eigentliche Story hinausgehen.
Neben den hohen Passagen wird in ein paar Songs auch etwas geschrieen, was die Platte neben ihrem Sound auch recht modern klingen lässt (ab und zu finden sich sogar kleine Breakdowns, wobei darauf nie sehr lange rum geritten wird). Aber herausragend bleiben vor allem die instrumentalen und kompositorischen Fähigkeiten der Kanadier.

Es fällt mir auch schwer da einzelne Songs heraus zu heben, da wirklich jeder Song über eine so große Vielfalt an Ideen verfügt, dass es einem Angst machen kann. Dauernd werden Haken geschlagen und neue Ideen an einander gereiht. Manchmal könnten sie diese allerdings auch länger nutzen und stärker ausbauen, aber da nutzen die Wunderknaben lieber wieder ein vollkommen neues Riff - ganz nach dem Motto „Lieber klotzen statt kleckern". Auch von der Rhythmik her können sie einen zur Verzweiflung treiben. So kann mitten in einem schnellen Metalriff einfach mal das Tempo gedrosselt und der Takt gewechselt werden um dann ohne Vorwarnung wieder in das vorherige Riff zu wechseln. Die melodischen Läufe der Gitarren sind außergewöhnlich und manchmal weiß man nicht, ob das schon halbe Soli sein sollen. Genauso gut können aber auch mal für ein paar Sekunden akustische Gitarren die Vorherrschaft übernehmen, um dann wieder gnadenlos los zu preschen. Und trotzdem findet der Sänger (bei „Blindfolds Aside" z.B. auch mit weiblicher Unterstützung) immer wieder grandiose Melodien über diesem (oft sehr melodischem) Chaos. Und die Einflüsse sind so zahlreich, dass es wirklich Spaß macht, sich der Musik hinzugeben und einfach nur mal mit vor Staunen offen stehendem Mund zu zuhören. Hier finden sich PowerMetal, Metalcore, Punk, Prog, Rock und manchmal etwas Pop. Wow!

Kurz gesagt: ich bin absolut begeistert! Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wo diesen Band in einigen Jahren sein könnte, wenn sie so weitermachen. Wie gesagt, die sind grade mal alle 19 Jahre alt! In den USA werden sie u.a. mit FALL OF TROY unterwegs sein. Die haben zwar etwas anders gelagerte Einflüsse, aber könnten durchaus Brüder im Geiste sein. Also jetzt sofort zur PTH-MySpace-Seite, denn da sind 2 Songs von „Kezia" zu hören. Zusätzlich noch zwei ältere, die ich mir jetzt auch anhören gehen werde!
Kai

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