Tenside - Mental Satisfaction



Stil (Spielzeit): Death Core (mit Zusätzen) (36:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Unformatted Records / Rough Trade (28.03.2008)
Bewertung: 3 / 10
Link: http://www.tenside-music.de

Vor einem Jahr waren die Bayern noch hinter den Nu-Metal-Zug gesprungen … um aufzuspringen war man schlicht ein paar Jahre zu spät dran. Nachdem das daneben ging, also kurz den Staub abgeklopft, und zum zweiten Sprung vom Nachbargleis angesetzt. Und prompt verfehlt man halt den nächsten Zug. Denn auch wenn immer noch zarte Nu-Einschübe zu verzeichnen sind, geht’s diesmal denn doch eher in die Ecke Death Core. Aber der Zug ist wohl ebenfalls längst durch.

Dass Originalität und Innovation auch diesmal als Totalausfälle zu verzeichnen sind, finde ich nicht so schlimm. Ich kenne diverse Alben, die genauso uneigenständig sind, die mir aber dennoch gefallen.
Gleiches gilt für die Tatsache, dass TENSIDE erneut zu spät kommen: Gute Mucke ist gute Mucke; ob das Genre seine populärste Zeit bereits hinter sich hat, ist mir schnurz.

Aber das hier ist keine gute Mucke, sondern allenfalls Durchschnitt. Handwerklich sehr ordentlich gemacht. Und es knallt auch ganz gut. Aber das ist ja nun mal das Mindeste, was man von derlei Musik erwarten darf. Bei weitergehenden Erwartungen sollte man aber nicht auf TENSIDE setzen.

Schlüssiges Songwriting, das wirklich Arsch tritt oder gar mit Feinheiten aufwartet und nicht bloß ballert --- oder aber ein Sänger, der nicht bereits nach zehn Minuten mit seinem monotonen Gebelfer voll auf den Wecker fällt sind nicht unbedingt Trademarks von TENSIDE.

Wie gesagt, mit dem Dargebotenen rangiert man irgendwo im öden und anödenden Mittelfeld. Unnötig, darüber viele Worte zu verlieren. Wer alles, was heftig dröhnt, sein Eigen nennen muss, kann hier zugreifen. Es wurde schon mieser gedröhnt. --- Ich aber habe ernste Schwierigkeiten, dem Album dauerhaft ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken… zu uninspiriert, zu gewollt wird aus den verschiedensten, x-mal gehörten Versatzstücken zusammengeschraubt, was nicht zusammengehört. Wenigstens nicht so. Und im Übrigen hat der Band der Stilwechsel nicht wirklich gut getan. Auch wenn es sich wie ein Widerspruch zum Vorwurf der Genrewilderei liest: Der Groove von "World of Misery" des Vorgängers oder auch der Klargesang hätte hier erfrischend wirken können. Schlicht, weil W.o.M. als Song besser funktioniert als alles, was auf Mental Satisfaction drauf ist.

Das vielleicht treffendste Attribut neben „überflüssig“: „überambitioniert“.
Wobei offen bleiben muss, ob die Jungs rein musikalisch einfach nur zuviel wollen. Gemessen an ihren Songwriter-Fähigkeiten. Oder aber, ob sie eher zu vielen Leuten gefallen wollen.
Jedenfalls fühle ich mich wegen des abrupten Stilwechsels und der eklektizistischen Riff-Verwurstung weniger an eine blutjunge Band erinnert, die ihren Stil sucht als vielmehr an einen gewieften Politiker, der heute dies sagt und morgen das, um möglichst viele Wähler hinter sich zu versammeln ("verarschen" ist so ein hässliches Wort).
So scheint mir hier der missglückte Versuch gestartet, in möglichst vielen Fanlagern gleichzeitig Freunde zu finden („Kunden“ ist so ein hässliches Wort).