Stil (Spielzeit): Grotesque Metal (55:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Maddening Media/Alive (23.08.07)
Bewertung: 9/10
Link: http://www.legrandguignol.com
Man könnte es Mixed Pickles nennen.
Die meisten Bandmitglieder von LE GRAND GUIGNOL kommen aus Luxemburg, haben aber zum Teil auch schon in Deutschland gelebt, dem Heimatland des Bassisten. Einstmals heißen sie VINDSVAL, veröffentlichen einiges Material auch unter den Fittichen von FALKENBACHS eigenem Label, tja und seit neuestem heißen sie LE GRAND GUIGNOL. In der schönen Sprache Französisch drücken sie damit genau das aus, was ihr musikalisches Vorhaben ist: Schaurig, verrücktes Chaos mit einem Metalgewand zu bekleiden.
Was ist das denn? Eine Zirkuskappelle, die zum Einzug der Elefanten ein Liedchen spielt? Ah, da kommen auch schon die rockigen Klänge durch, die sich dem tänzerischen Rhythmus anschließen. Ein nettes Intro! Und dann geht’s los! Deftiges Death-Metal-Shouting wird kombiniert mit wahlweise einem Glockenspiel, hübschen Flötentönen oder Blechbläsern. Zwischendrin lauscht man dem akustischen Gitarrenspiel und der erzählten Geschichte in „Degenesis (Amor & Seuche)“.
Mit ihren Instrumenten verstehen sie umzugehen, und vor allem das Keyboard kommt in allen Facetten zum Zuge. Als Beispiel seien nur das sich barock anhörende Spinett oder die Violine erwähnt.
Die gesangliche Leistung von Frontmann Philip Breuer reicht auch von scharfem Shouting, einem Kreischen, das manchmal durchaus mit CRADLE OF FILTH vergleichbar wäre, bis zu einem Flüstern, bei welchem einem sich alle Haare aufstellen. Wenn dieser Vocalist seinen irren Flüstergesang mit Weinen und Lachen vermischt, könnte man meinen, ein Psychopath springt gleich hier aus der Anlage und frisst mich auf. Und das passenderweise in einem Track namens „Mens Insana In Corpore Insano“. Neben diesen ganzen Verrücktheiten gibt es aber durchaus Passagen, in denen es sich ganz gut abrocken lässt. Die Rückkehr zur Normalität äußert sich letztendlich in dem Piepen eines Krankenhausgerätes, das mit Hilfe des atmenden Mannes verrät, dass der Puls sich normalisiert.
Während man sich mal die Rübe schütteln kann oder nach Belieben auf die Tischkante haut, blitzen auch des Öfteren Rhythmen auf, zu denen man – wenn man es kann – klassisch das Tanzbein schwingen könnte. Passend zu einem klassischen Geschmack werden unter anderem in dem Stück „Finis Coronat Opus“ auch sopranistischer Operngesang oder mehrstimmige Männergesangseinlagen beigesteuert. Mit „Lucilinburhuc“ wird noch mal kurz vor Schluss eine Abrissbirne geliefert, die einen schön chorischen Refrain (falls man das so nennen kann) hat und trotz harter Prügelei mit Bombast und wohlklingenden Melodien nicht geizt.
Um den Leser hinsichtlich der Tracktitel zu beruhigen („Alsuntia“, Lucilinburhuc“ etc.), sei hier gesagt, soweit es erkennbar ist, wird doch meist in Englisch gesungen, falls sich jemand näher mit den Lyrics auseinandersetzen will.
Nach einem Horror-Zirkus-Theater im Paris vor über hundert Jahren benannt, beleben LE GRAND GUIGNOL genau diese Atmosphäre. Von orchestral bombastischem, über schöne zweistimmige Gitarrenmelodien bis zu verrückten Glockenspielereien ist für jeden etwas dabei. Und dabei bleibt es doch Metal! Ich würde sagen, an dieser Stelle lassen wir mal beides gelten: „The Great Maddening“ von LE GRAND GUIGNOL ist genial und wahnsinnig!
(Schlusstip: Ein Liedchen kann man auch auf der CD eines bekannten Metal-Heftchens anhören.)
Manuel
"Größtenteils harmlos."