Dioramic - Technicolor



Stil (Spielzeit)
:metallischer Screamo / ChaosCore (49:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Lifeforce / Soulfood (22.01.10)
Bewertung: 6/10

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Hört mal in die Platte rein und versucht mal die Grundfakten zu erraten: ich jedenfalls habe mich ganz schön vertan, bis ich mir mal das Info durchgelesen habe. Hier handelt es sich nämlich nicht um den typischen Ami-Fünfer, sondern um ein deutsches Eigengewächs im Trio-Format. Und das bei einem Sound, der nun wirklich nicht darauf schließen lässt.

Da frage ich mich aber auch gleich, ob sie den Sound auch live so dick hinkriegen, wie sie es hier auf dieser Platte haben. Ihr frickeliger Screamo/ChaosCore (das Info spricht von „ArtCore") klingt streckenweise schon ziemlich bombastisch – da passt es auch ganz gut, dass mich manche Parts tatsächlich an niemand geringeres als MUSE erinnern (hört euch einfach mal „Eluding The Focus" an). Vor allem eben im Gesang – wenn auch glücklicherweise die Kopfstimme dabei ausgelassen wird. Der Bombast könnte natürlich auch ein wenig von MY CHEMICAL ROMANCE (oder vielleicht sogar AVANGED SEVENFOLD?) geborgt sein, ohne dabei aber zu sehr in die QUEEN-Richtung zu gehen. Die drei Jungs aus Kaiserslautern halten sich da schon lieber im metallischen Screamo auf und so gibt es in den sich hin und her windenden Songs natürlich auch jede Menge Moshparts.

Und genau das ist der Grund, warum ich sie persönlich erst mal in den USA verortet hatte. Da fallen einem dann Bands wie GREELEY ESTATES und Konsorten ein. Wobei man den Jungs aus Süddeutschland schon zugestehen muss, dass sie hier wesentlich aufwendiger zur Sache gehen und das Schema-F sehr gekonnt umspielen bzw. eben gar nicht beachten. Auf der anderen Seite ist das aber auch das Problem der Platte in meinen Ohren: die Songs scheinen kaum rote Fäden zu besitzen und kommen dann auch nicht wirklich gut auf den Punkt. Die meisten Songs liegen irgendwo bei vier Minuten und beinhalten dabei eine Vielzahl an Parts und Einflüssen. Das macht es zwar spannend zum Analysieren, teilweise haben die Songs aber einfach nicht den nötigen Grip, um wirklich in den Gehörgängen haften zu bleiben. So ambitioniert und professionell das Album auch klingt, so sehr versuche ich mich als Hörer in „Technicolor" richtig zu orientieren und Songs für mich herauszufiltern, die ich mir auch auf ein Mixtape packen würde.

Auch wenn ich eigentlich total auf diese Art der Musik abfahre und auch deutlich hören kann, dass hier eine großartige Band spielt, kann ich mich letztendlich nicht so sehr für dieses Album erwärmen, wie ich es mir selber wünschen würde. Zwischen dem ganzen Anspruch und dem Auf und Ab gehen mir ein wenig die packenden Songs verloren. Deshalb nur sechs Punkte. Aber wer weiß: erstens könnte das Album Potential zum Wachsen haben und zweitens kann da ja noch eine Menge Gutes aus dieser Richtung kommen.
Kai

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