Stil (Spielzeit): Nu Metal (49:05 & 51:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Firefield Records / Twilight (27.11.09)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.myspace.com/implantfordenial
Alter Schwede... Oder in diesem Fall Rumäne... Also was heutzutage alles als „künstlerisch wertvoll“ durchgeht, verschlägt einem manchmal echt die Sprache. Ganz besonders im visuellen Bereich, in diesem Fall also bei Betrachtung des Coverartworks, ist die Frage „Is’ dat Kunst oder kann dat wech?“ nicht unangebracht. Die Grenze zwischen mißlungenem Versuch und vollendetem Werk scheint doch häufig recht schwammig. Aber was weiß ich schon? Dies zu beurteilen, sollte man wohl eher den entsprechenden Gremien überlassen. Und diese haben immerhin entschieden, dass Ovidiu Hrin, ein rumänischer Grafikkünstler und bekennender Fan von IMPLANT FOR DENIAL, gut genug für einen „European Design Award“ sei. Was für eine Ehre also für die sechs jungen Musiker, dass dieser Herr sich auch des Artworks für die neue Scheibe „Otheroot“ angenommen hat. Dabei herausgekommen sind allerdings nur grob verpixelte Fotos und Zeichnungen, in denen einige wenige Worte zu finden sind. So wurde die Information, welche andere Bands auf die letzte Seite des Booklets quetschen, hier auf dreißig Seiten verteilt.
Doch viel entscheidender als der Inhalt des aufwendigen Digipaks ist doch der Inhalt der beiden Silberlinge, welche darin aufbewahrt werden. Und dieser sollte jedem Metalhead, der sich nicht schon durch die ersten beiden Buchstaben obiger Stilbezeichnung hat abschrecken lassen, ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Denn wenn die Aufmachung von „Otheroot“ etwas erwarten lässt, dann ist das Außergewöhnlichkeit. Und diese wird auch geboten. Zumindest in dem Maße, welches das Genre zulässt. Als erstes anzusprechen ist diesbezüglich die Tatsache, dass wir es hier gleich mit einer Doppel-CD zu tun haben – und zwar serienmäßig! Also keine der üblichen „Nachdem-jeder-richtige-Fan-sich-das-Album-gekauft-hat-bringen-wir-es-noch-mal-mit-Bonus-CD-raus“-Verarschen, sondern zwei richtig eigenständige Scheiben mit jeweils neun Tracks, die zusammen das Gesamtwerk ergeben. Der erste Silberling namens „Other“ enthält ausschließlich englischsprachige Tracks, während auf „Root“ nur rumänische Texte vorzufinden sind. Okay, der Großteil der Songs ist auf beiden Scheiben vertreten, wobei lediglich die Sprache variiert, doch hat diese Art von Aufmachung durchaus einen gewissen Reiz.
Musikalisch wird ebenfalls so einiges geboten. Wer mit ILL NINO etwas anfangen kann, zudem auf CHIMAIRA steht und sowieso mit dem gesamten Dunstkreis von KORN und LIMP BIZKIT sympathisiert, der kommt definitiv auf seine Kosten. Doch die Jungs von IMPLANT FOR DENIAL haben noch mehr auf dem Kasten als reinen Nu Metal. Sehr charakteristisch sind die verschiedenen Einflüsse in den einzelnen Songs. Mal sind diverse Folk-Anleihen zu erkennen, dann wird wieder richtig typisch gegroovt. Klingt der eine Song noch nach SEPULTURA zu „Roots“-Zeiten, wird im nächsten eher die radiotaugliche Schiene à la LINKIN PARK gefahren. Ein aggressiver Rap-Titel ist ebenso vorhanden wie ein jazziger Track mit weiblichen Vocals und ungewöhnlichen Trompeten-Einlagen. Also interessant ist die ganze Geschichte allemal.
Wer allerdings nicht das Geringste mit oben genannten Bands anfangen kann, der wird auch an IMPLANT FOR DENIAL keinen Spass haben. Die Jungs haben Glück mit der Tatsache, dass ich selber mal auf solch „neuen“ Metal wie AMERICAN HEAD CHARGE stand und dementsprechend über die Tatsache hinwegsehen kann, dass sich in diesem Genre die nicht sonderlich anspruchsvollen Riffs und Drumlines ständig zu wiederholen scheinen. So ist das nun mal. Wer auf Komplexität und flinke Gitarrensoli steht, soll halt bei MASTODON bleiben. Hier gibt’s simple Grooves zu aggressiven Shouts aus zwei Kehlen, durchsetzt mit psychedelisch anmutenden Zwischenparts und cleanem Gesang.
Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass die Tracks auf Rumänisch sehr viel mehr Spaß machen als auf Englisch. Nachdem die erste Scheibe noch unter dem Namen IMPLANT PENTRU REFUZ erschien, welcher nun ins Englische übersetzt wurde, bleibt zu hoffen, dass die Band in Zukunft nicht noch mehr zum „Other“ wird, sondern weiterhin zu ihren „Roots“ steht...