Stuck Mojo - The Great Revival


stuck mojo the great reviva

Stil (Spielzeit):
Crossover (42:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Rec. (28.11.08)
Bewertung: 6 / 10

Link: http://www.stuckmojo.us


Frage: muss man eine Band vom Kaliber STUCK MOJOs, die zu den Gründungsvätern des Crossover gezählt werden darf, heute bereits wieder vorstellen? Ist ihr Ableben vor acht und die Wiederauferstehung vor drei Jahren allgemein zur Kenntnis genommen worden?

Na dann: seit 89 mischen sie Rap, (Southern) Rock, Metal und Funk. Heute heißt so was Nu Metal und liegt mir gerade in der NU-Fassung eher so was von gar nicht. (Das einzige mich wirklich überzeugende Crossover-Album bleibt das Debüt von RAGE AGAINST THE MACHINE.) Bei STUCK MOJO war es eigentlich früher auch nur unwesentlich anders. Die Zeiten ändern sich… nur bedingt. Und dennoch (oder darum) seien die alten Freunde der Band gewarnt: die alten STUCK MOJO sind definitiv Geschichte.

Was sich erst mal nicht geändert hat: Andy Sneap an den Reglern. Und hat seinen üblichen guten Job abgeliefert, obwohl der Sound doch etwas sehr warm geraten ist und die Drums gern organischer hätten ausfallen dürfen. Auch musikalisch ist grundsätzlich alles beim Alten. Nur: die Band ist reifer geworden; und das geht zu lasten der Härte, keine Frage; und Freunde des `95er „Snappin' Necks“ waren ja sicher schon von „Southern Born Killers“ etwas enttäuscht. Das wird auf der irrtümlich „The Great Revival“ benannten Scheibe nicht besser.

Die alten Stärken sind punktuell noch gegenwärtig: relaxte Grooves, ein paar vernünftig bratende Riffs, der Hang zum leichten Experiment und noch immer weiß Rich „the duke“ Ward wie eine gute Hookline hergestellt wird; aber insgesamt ist das Album auch etwas pomadig ausgefallen.
Klar, dass so alte Hasen keinen Bock darauf haben, sich stetig selbst oder CLAWFINGER zu kopieren, und stattdessen auf der Suche nach Neuem sind.
Dummerweise aber kommen die Grenzübertritte, die SM sich hier in Richtung Country und Mainstream-Rock leisten, einer Implosion des Crossover-METALS gleich. METALLICA und KID ROCK sind schaurig schöne Beispiele dafür, wie schlecht Metalbands und Hard Rockern die Countryschiene bekommt.

Zunächst aber einmal startet das Album gar nicht mal übel: „15 Minutes of Fame“ groovt wie es sich gehört und Rich Ward holt entlockt Saiten und Stimmbändern geile Hooklines, ein gut verzerrtes Solo, Start geglückt. „Friends“ springt sehr variabel umher und hat mit der intensiven Rock-Stimme von Gastsängerin Christie Cook ein echtes Highlight im Angebot. Schön, dass man ihr auch im Folgenden öfter mal Raum lässt. Richtig gut sind das melodisch groovende „Now that Your`re all Alone“ und das mit sitarähnlichen, auf jeden Fall indischen Klängen und Death- Riffs und -Growls unterfütterte „Flood“; Überraschung hier: die gothig-symphonischen Synthies. Eine gute Härte hält auch „The Fear“ bereit. Bis dahin ist das alles recht manierlich, aber dann wird’s zum Fürchten.

Was das unsägliche John-Denver-Cover „Country Road“ (mit der unpassendsten Rap-Einlage aller Zeiten) hier soll, erschließt sich mir ebenso wenig wie die Existenz der beiden belanglosen Parts von „Superstar“. Und weil der Duke seine gute Stimme leider öfters für seichten „So-kommen-wir-an-Airplay-Schmalz“ verschwendet, sinkt die anfänglich gute Qualität zum Ende hin bedrohlich ab. Dazu noch einige sinnlose Interludien; und schon hat sich die nächste wiederbelebte Legende in die Bedeutungslosigkeit verabschiedet…

Naja, fast. Jedenfalls ist es für Crossover-Freunde kein gutes Zeichen, das jemand, der eigentlich nix mit Crossover anfangen kann, das Album in seinen rockenden Parts „gar nicht so übel“ findet. --- Aber brauchen tu auch ich das nicht!
Wie gesagt, der Versuch, die Genregrenzen in Richtung Country, Mainstram-Rock und Death zu erweitern, ist wohl der Bemühung geschuldet, sich nicht selbst zu kopieren… Wo man sich treu bleibt, da klingt’s ganz gut (viel mehr aber auch nicht) wo man sich gereift (und viel zu zahm) zeigt, da touchiert man schon mal das Peinliche.

Mehr als leicht angehobener Durchschnitt ist das unterm Strich leider nicht.

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