Contra Cultura - Counter Culture


Stil (Spielzeit): Cross over (alles) (24:02)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (2008)
Bewertung: 4 / 10
Link: http://www.myspace.com/contraculturametal

Schon der Bandname ist ein interpretatorisches Großereignis: liest man ihn italienisch, bedeutet er erst einmal „gegen Kultur“; Auf Latein? Dann kann das so nicht gemeint sein; denn wer so kluge Musik herbeiexperimentiert, weiß natürlich: "cultura, culturae" ist a-Deklination; und weil "contra" den Akkusativ nach sich zieht, müsste das Trio dann ja "contra culturaM" heißen. (Hihi!)

Nein, der englische Titel der MCD weist uns den Weg: Gegenkultur! ---Die ganze Reichweite künstlerischer Freiheit nutzend wird’s hier auseinander geschrieben... Und dann der konsumkritische Gipfel: Counter Culture (obendrein eine Hommage an die englische Jugendbewegung der 60er Jahre) lässt sich ja auch als Ladentisch(-)Kultur interpretieren. ---Brillant!

Aber… so sehr gegen Kultur oder auch eine Gegenkultur sind die Westfalen dann eher nicht; sammeln sie doch nur -- und so etwas hat’s ja schon hundertmal gegeben -- aus der cultura metallica allerlei bekannte Geräusche zusammen und zerkochen sie mit weiteren Zutaten zu einem stückigen Eintopf aus eindeutig identifizierbaren Ingredienzien: Black, Death, Doom, Funk, Gothic, Grindcore, Jazz, Pop, Progressive, Harry Belafonte etc. Bei diesen ihren Experimenten demonstrieren die drei aber viel handwerkliches Können und das echte kompositorische "Kunst-Stück", dieses babylonische Durcheinander übersichtlich und im Sinne moderner Küche leicht verdaulich zu halten.

Dennoch stellte sich angesichts so viel angestrengter Experimentierfreude nach geraumer Zeit ein massives Sättigungsgefühl bei mir ein. So etwa ab Minute 5.
Denn obwohl das Ganze sehr an den Restaurantbesuch in Monty Pythons „Sinn des Lebens“ erinnert (die Speisekarte einmal rauf und runter, alles in einen Trog gegeben, grob püriert: „Oui, oui, avec die Eiérr obendrauf"), ist es leider auch nicht wirklich witzig: sondern bloß auf 6 oder eher 60 Stücke verteilte, allzu abwechslungsreiche und deshalb relativ langweilige 24 Minuten.

Derlei Eklektizismus hat’s wie gesagt schon tausendmal gegeben, wenngleich zumeist nicht nur langweilig, sondern obendrein auch noch nervig. Das aber kann man den vermeintlichen Kulturrevolutionären nicht nachsagen. Für John Cleese’ Ausruf „Garçon, einen Eimérr fürr Monsieur!" bestehet also kein Anlaß; dafür, sich das Ding zu besorgen, allerdings auch nicht.

Mehr Modern Metal / Metalcore Reviews