Stil (Spielzeit): Pagan/Viking Metal (50:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Spinefarm Records/Soulfood (05.11.10)
Bewertung: 8,5/10
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"Northwind's Ire" war 2008 eines der besten Alben im extreme Metal-Sektor und wird von mir auch heute sehr gerne noch regelmäßig gehört. Gerade die seit Wochen vorherrschende Winterzeit und Kälte schreien geradezu danach, dem epischen Pagan/Viking Metal des finnischen Trios DRAUGNIM zu lauschen. Das Debüt kann man nun gegen das zweite Album "Horizons Low" auswechseln, denn das macht mit ein paar Kurskorrekturen im Detail genau dort weiter, wo die Finnen vor zwei Jahren aufgehört haben.
Wenn die Füße zentimetertief im knirschenden Schnee versinken, der Atem draußen permanent sichtbar ist und man einen wunderschönen Blick auf tief verschneite Täler und Berge erhaschen kann, dann ist das genau die richtige Zeit für ein Album wie "Horizons Low". Wie bereits auf "Northwind's Ire" nehmen einen die sieben Songs völlig gefangen, vor dem inneren Auge entstehen Bilder von Kriegern, die über weiße Hügel ziehen, großen Heeren, die unter lautem Kriegsgeschrei aufeinander prallen und einsamen Seelen, die alleine am Lagerfeuer sitzen, um auf den Tod zu warten. Gut, das klingt vielleicht ziemlich theatralisch, aber das um Session-Drummer Arto Vesander verstärkte Trio schafft es extrem gut, für Kopfkino zu sorgen. Man kann sich von den breiten Gitarrenwänden völlig einlullen lassen, den unbeschreiblichen Leads und Harmonien zum Weinen bringen lassen, die Wut und Verzweiflung in Chimedras Vocals spüren und sich einmal mehr dem unglaublichen Talent der Finnen ergeben, Melancholie zu vertonen wie niemand sonst.
Im Gegensatz zum extrem rauen Debüt klingt der Sound etwas glattpolierter und differenzierter, außerdem kann man den krächzenden Gesang Chimedras besser verstehen. Die Drums sind ausgefeilter, Turms sorgt mit seinem wummernden Bass nach wie vor für einen Rhythmus, der wie ein Fels in der Brandung steht, und Morior ist für die breitesten Gitarrenwände und feinsten Leads, die man sich vorstellen kann, verantwortlich. Außerdem übernimmt er erneut die Keyboards, die wie bereits auf "Northwind's Ire" völlig gleichberechtigt neben den anderen Instrumenten stehen und für die magische Atmosphäre sorgen. So wird man auch auf "Horizons Low" wieder Zeuge solch grandioser Nummern wie "One For Lost", das einem durch die Keys und wunderbaren Melodien eine sechsminütige Gänsehaut beschert und unter Beweis stellt, wie perfekt die Finnen die Viking-Atmosphäre, extremen Metal und Eingängigkeit miteinander verbinden können. Außerdem nehmen sie sich auf "Horizons Low" stellenweise die Zeit, mit leisen Akustikgitarren zu überraschen.
Mit "Horizons Low" haben DRAUGNIM ein extremes und gleichzeitig episches, melodisches Album abgeliefert, das vor allem in der kalten Winterzeit erst einmal auf Dauerrotation steht und sich später wohl mit dem etwas raueren, frischeren, aber nicht ganz so abwechslungsreichen Debüt im Player die Klinke in die Hand geben wird. So und nicht anders hat sich eine beherzte Düster-Scheibe anzuhören.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...