Stil (Spielzeit): Folk Rock/Metal (59:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Marke Eigenbau
Bewertung: (6/10)
Link: http://www.mosaik-band.de/
Ok, um eines vorweg zu klären: entweder es gab von vorne herein kein Begleitschreiben zu der CD „Stille Nacht“ von Mosaik, es ist nicht bei mir angekommen oder ich habe es verschlampt, wofür ich mich natürlich fürchterlich schämen würde. Was ich mich mit diesem Gefasel ausdrücken möchte: ich habe hier eine CD, ich weiß nichts über die Band abgesehen mal von einer paar Infos von ihrer Homepage, die aber auch eher mager ausfallen.
Insofern möge man mir verzeihen, wenn ich keine Inhaltsangabe der Bandgeschichte und auch den Familienstatus der einzelnen Mitglieder eher nicht anbieten kann.
Aber kommen wir mal zum Wesentlichen: zu der CD, die mir auf den Schreibtisch geflattert ist. Als erstes fiel mir auf, dass die Aufmachung wirklich bemerkenswert ist. Der Silberling kommt in einer stabilen Hülle daher, wie ich sie sonst eher von SACDs kenne, das Booklet ist wirklich sehr professionell aufgemacht und Mosaik müssten sich nicht schämen, wenn die Platte beim örtlichen Dealer im Regal neben den Veröffentlichungen von gesignten Bands stehen würde.
Wirklich sehr wertig alles und auch wenn es in erster Linie auf die Musik ankommt und nicht auf die Verpackung, finde ich, dass man diesen Umstand ruhig einmal erwähnen darf, zeigt sich doch, dass man sich einfach Mühe gegeben hat.
Musikalisch würde ich Mosaik in die Schublade des Folk-Rock einsortieren, allerdings mit einem dicken Querverweis Richtung Metal. Wer bei dem Gedanken an eine weitere Combo mit Violine, Dudelsack und Drehleier die Nase kraus zieht, darf sich wieder beruhigen: nein, wir haben hier nicht Schandmaul V.2.012, auch nicht den 25. Ableger von Subway To Sally oder In Extremo. Mosaik verzichtet abgesehen von einem Digderidoo, das einen kleinen Gastauftritt hat, vollkommen auf die üblichen „folkigen“ Instrumente und beschränkt sich ganz auf Stimme, Gitarren, Bass und Drums. Sehr prägnant ist der Gesang, der sich auch gerne mal in mehrere Stimmen aufteilt, die dann leider nicht bei allen Tracks ...ehm... na, sagen wir mal so: ein bisschen schief ist modern. Kann passieren, ist auch kein Beinbruch, fällt aber an der ein oder anderen Stelle auf. Die deutschsprachigen Lyrics dagegen muss ich dringend lobend erwähnen, bin ich sonst doch eher kein Freund von der Dichtkunst deutscher Bands, aber Mosaik schaffen es, sich auf dem schmalen Grat der vielschichtigen, aber nicht hoffnungslos verwirrenden Texte zu bewegen, kommen nicht mit Allerweltssprache daher, aber rutschen auch nicht Richtung Kitsch ab.
Was einzelne Songs angeht, möchte ich gerne die erste Nummer „Erde“ erwähnen, die richtig gut ins Ohr geht und sich dort auch durchaus festsetzt. Ein sehr starker, einprägsamer Song, der als Opener sofort hellhörig macht.
„Ein neues Lied“ ist einer der Songs, in dem extrem stark der Metal-Einfluss durchkommt, und von dem ich persönlich denke, dass er gerade live extrem geil rüberkommen dürfte. Atmosphärisch, aber nicht verheult. Doch, gefällt mir sehr gut.
So, was hat sich denn noch so festgesetzt? „Mosaik“ selbst natürlich. Mit seinen 4:29 fast der kürzeste Song auf der Scheibe, bewegt sich die Band doch gerne in Zeitrahmen um die 6 bis 7 Minuten. Thematisch ein typischer „Hoppla, hier sind wir“-Songs, wie man ihn sonst eher von den Onkelz kennt, aber nicht ansatzweise so prollig, wie die Herren aus Frankfurt manchmal (manchmal?) daherkommen.
Ein Track macht mir ein wenig Kopfzerbrechen und zwar handelt es sich dabei um den englischsprachigen Song „Unreal“, den ich nur schwer einsortieren kann. Meiner bescheidenen Meinung passt er mit seiner fast schon wehmütigen Stimmung, die fast schon ein wenig an Goth-Kapellen erinnert, nicht so recht in das restliche Konzept der CD. Es kommt einem vor, als stamme er aus einer anderen Schaffensphase oder von einem anderen Schreiberling. Hm, nein, nicht meins.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es sich sicherlich lohnt, Mosaik im Auge zu behalten. „Stille Nacht“ ist für eine Eigenproduktion erstaunlich stark ausgefallen, um nicht gleich zu sagen: es gibt Bands mit Vertrag, die wesentlich schlechteres abgeliefert haben, und dem muss man einfach Respekt zollen. Den beinharter Metaller werden die Jungs vermutlich eher nicht überzeugen, aber wer ein wenig mit Folk anfangen können, sollte wirklich einmal ein Ohr riskieren.