Stil (Spielzeit): Epic/Pagan Metal (43:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Twilight Zone Records (20.06.08)
Bewertung: 5,5/10
Link: http://www.heralder.de
Neuerdings kämpfen sich in Form von HERALDER Wikinger sogar durch die saarländische Wildnis.
Die Truppe kann besetzungstechnisch schon fast mit HAGGARD mithalten, sind doch immerhin acht Musiker involviert, wovon drei sich dem Gesang verschrieben haben. „Twilight Kingdom“ heißt ihr erstes vollständiges Album, was heuer aus dem Wald in die Welt hinausgetragen wird. Zwar wurde dieses Scheibchen letztes Jahr schon in Eigenregie aufgenommen, aber unter dem Schutzmantel eines Labels wird es nun nochmals an die frische Luft gebracht.
Zum Einstieg fließt Wasser durch meine Boxen und synthetische Flöten- und Streicherklänge bringen mystischen Flair in die Musiklandschaft. Irgendwann setzen dann die Sechssaiter ein und nachdem noch Stimmen dazukommen, ist dann die Band fertig.
Doch schon in „Twilight Entrance“ missfällt mir etwas. Der cleane männliche Gesang klingt zunächst etwas gekünstelt und hat nach weiterem Hören durchaus Ähnlichkeit mit der Röhre von RAMMSTEIN. Dem entgegen steht schön scharfes Geshoute, das von weiblichen Stimmbändern untermalt wird, was teilweise auch zweistimmig funktioniert, da hier ja zwei Frauen Jodel-Mikros in Beschlag nehmen.
Nach zwei flotteren Stückchen ist „Queen Of Snowfall“ ein im Midtempo gehaltener Song, in dem die Damen die Atmosphäre einer Schneekönigin ganz gut unterstützen.
Doch sobald einzelne Instrumente vorkommen, so scheint es manchmal, als ob nicht immer alles sitzt oder dass ab und an die Abstimmung nicht hundertprozentig passt. Man könnte auf eine authentisch rohe Produktion verweisen, was ich aber eher aus schwarz-metallischen Gefilden kenne; oder HERALDER haben sich dem Rebellentum gegen eine perfektionierte Studio-Klangwelt verschrieben. Wie auch immer die Begründung lauten mag, man kann dieses Debüt nicht mit den erfahreneren FALKENBACH oder EQULIBRIUM vergleichen.
So sehr ich mich an den männlichen Klang gewöhnt hatte, werde ich leider in „The King’s Return“ von den Damen der Schöpfung aus meiner Sitzhaltung gerissen. Das ist nicht dreckig, sondern unsauber. Da können die Gitarren noch so nett vor sich hin rocken oder solieren, ich muss trotzdem meine Fußnägel wieder glätten.
Erstaunlicherweise ist die weibliche Vokalleistung in „Secret Of Silence“ wieder akzeptabler, wenn auch nicht mit sehr viel Volumen ausgestattet. Dieses Liedlein würde ich als paganistische Ballade bezeichnen, die sich mit Klavier und Streichern in eher ruhigeren Klanggewändern präsentiert.
Gegen Ende der Platte kommt wieder ein bisschen mehr Härte ins Spiel. Frontmann Björn growlt durch den Forst und die Bande reitet mit zwar unspektakulären, aber netten Melodien in den Schlachtensieg. „The Forest...“ am Schluss wäre mein persönlicher Anspieltipp.
Auch wenn die Darstellung der Instrumentenfraktion eigentlich überzeugt, musste ich leider am Gesang von HERALDER etwas herummeckern. Dies schmälert leider den Gesamteindruck, der ansonsten mystisch epischen Pagan-Metal bietet, wie man ihn von CRUACHAN, EQUILIBRIUM, ELUVEITIE oder finnischen Pendants wie TURISAS und Konsorten kennt. Doch trotz ein paar kleinen Unzulänglichkeiten im Sound oder Gesang ist dies ein ordentliches Pagan-Scheibchen (unter mittlerweile recht vielen), das ein guter Anfang zur Steigerung ist.
Manuel
"Größtenteils harmlos."