Stil (Spielzeit): Folk / Metal (40:03)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight (09.11.07
Bewertung: 8 / 10
HARDINGROCK ist das neueste Projekt des Ex-EMPERORs Ihsan. Gemeinsam mit Starofash (a.k.a. Heidi S. Tveitan,) und Grimen (a.k.a. Knut Buen) hat er sich noch weiter vom Black Metal entfernt denn je. Dass Albumtitel und Alias des fidelen Violinisten identisch sind, spricht Bände. --- Auch „Harding Rock“ spielt man üblicherweise auf Hard Rock Instrumenten, verstärkt um die Harding Fidel*, einer traditionellen norwegischen Unterart aus der Gattung der Saiteninstrumente. Knut Buen soll einer der Stars der norwegischen Fidel-Szene sein. Na dann.
Die Kombination aus Metal und Folk ist ja nun wahrlich nix Neues. In der Regel kommt dabei headbang-kompatibler Schunkel-Stoff oder die episch-atmosphärische Kopfreise bei 'raus, die entweder an einen Nebel umwaberten Waldsee oder auf blutgetränkte Schlachtfelder mit Wikingerbeteiligung entführt. Man mag es (wie ich) oder tut es albern, womöglich faschistoid und unserer Zeit ungemäß ab.
HARDINGROCK ist anders und ich kann mir vorstellen, dass dem gemeinen FINNTROLL oder ULVER-Freund, hier sowohl zu wenig Metal als auch zu wenig Kopfreise geboten wird. Ich bin nicht so gemein. Ich steh auf Folk-Metal, ja. Und HARDINGROCK ist keiner. Und dass, obwohl hier garantiert traditionelle Volksweisen metallisch aufpoliert werden. Harding Rock ist Folk / Metal.
Der angedeutete Unterschied ist schwer zu beschreiben. Wer das schwedische Techno-Drehleier-Duo HURDY-GURDY kennt, wird ahnen, was ich meine: Das Resultat wirkt zwar nicht gewaltsam zusammengepresst, aber doch leicht künstlich und inkonsistent. Man kann dazu weder wie vom Teufel besessen durch Wohnung / Konzerthalle toben, noch sich schlicht dem Kopfkino hingeben, obgleich Ansätze zu beidem en masse vorhanden sind. Solange man sich voll auf die Musik konzentriert, ist man immer wieder leicht irritiert, ohne dass man genau sagen könnte, woran es liegt. Am ehesten funktioniert HARDINGROCKs Folk / Metal dann wie klassischer Folk-Metal, wenn man nicht so genau hinhört. Oder … ääh, ich versuch es mal so:
Hardingrock ist eigentlich gar keine Musik, sondern eine projektierte Brücke: zwischen den Zeiten, zwischen Stilen (Metal / Folk oder rhythmisch / arythmisch). Eine Brücke im Versuchsstadium, die eher anzeigt, was auf der anderen Seite des Ufers los ist, als dass sie beide Ufer verbindet und sie damit ihrer jeweiligen Eigenständigkeit beraubt… Ah, vergiss es! --- Ich glaube, ich könnte noch eine Stunde rumstammeln, ohne dass es mir gelänge, den Reiz bzw. das Problem von „Grimen“ in Worte zu fassen. Machen wir es kurz:
Wer Irritation als Störung des Hörgenusses erlebt, wird mit diesem Album nichts anfangen können. Er / Sie wird es als unfertig, nicht ausgewogen und ohne zündende Ideen und höchstwahrscheinlich langweilig erleben.
Wer -- quasi wie ein Forscher, der ein seltsames, bislang unbekanntes Insekt untersucht -- die Begegnung von Folk und Metal aber mal experimentell erfahren möchte, ohne dass sämtliche Nahtstellen durch standardisierte Clichés übertüncht worden sind, darf hinlangen.
Erstere werten die vergebenen 8 Punkte als Tippfehler und radieren bitte auf dem Monitor das vordere Drittel der Ziffer weg; erhalten nach einiger Zeit so eine „3“. Letztere dürfen mich bei Wort und Zahl nehmen. Selbst dann, wenn der attestierte „experimentelle Charakter“ gar nicht von den Künstlern gewollt sein sollte, sondern bloß auf der Unfähigkeit basiert, homogenen Folk-Metal zu konstruieren.
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*Wen’s interessiert: Der Duden empfiehlt die Schreibweise „Fidel“ statt „Fiedel“. Letzteres ist eine (moderne und) abwertende Bezeichnung für die Geige. „Fidel“ hingegen ist der wertneutrale Name für eine bestimmte Gruppe traditioneller Saiteninstrumente.