Stil (Spielzeit): Folk Metal (36:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Records / SPV (29.05.2009)
Bewertung: 7/10
Link: www.glittertind.net
Manchmal stoßen einen Label-Newsletter ja tatsächlich auf einen kleinen ungeschliffenen Edelstein, der einem ansonsten vermutlich durch die Lappen gegangen wäre. In diesem Fall kam die fragliche E-Mail von Napalm Records und darin schlummerte die Ankündigung für "Landkjenning", das aktuelle Werk des norwegischen Projekts GLITTERTIND. Soweit, so einfach.
Was GLITTERTIND sind, lässt sich dagegen nicht ganz so problemlos in Worte fassen. Viking Metal? Folk Metal? Folk Punk? Einfach nur Folk? Ethno? Vertonte Geschichte? Vermutlich von allem etwas, denn stilistisch wildert Mastermind und einziges festes Mitglied Torbjørn Sandvik fröhlich in allen Sparten, die ihm für den richtigen Ausdruck passend scheinen. Das macht "Landkjenning" zwar auf der einen Seite extrem vielfältig, sorgt aber auch dafür, dass Stilpuristen sich mit dieser Scheibe wohl eher schwierig anfreunden werden. Wer jedoch gerne mal die ausgetretenen Pfade verlässt, der sollte diesem Album auf jeden Fall mal einen Durchgang spendieren.
Die stilistische Vielfalt ist vor allem dem thematischen Hintergrund geschuldet. GLITTERTIND haben sich auf die eigene norwegische Geschichte gestürzt und vertonen (mit Ausnahme von "Longships and Mead") auf "Landkjenning" Traditionals, alte norwegische Volkslieder oder Gedichte von Nationaldichter Bjørnstjerne Bjørnson (welcher unter anderem die norwegische Nationalhymne schuf) und anderer Dichter des neunzehnten Jahrhunderts. Da diese Quellen äußert unterschiedliches "Ausgangsmaterial" mitbringen und sich GLITTERTIND zumindest bei den Traditionals sehr bemühen, die Originalstimmung einzufangen, kommen eben auch die Songs so facettenreich daher. Ein Album wie ein bunter Hund, sozusagen.
Was wird nun letzten Endes geboten? Es gibt auf "Landkjenning" viele Songs, die recht deutlich metallische Schlagseite haben, z.B. "Nordafjells" (welches mich ein wenig an eine Mischung aus SKYCLAD und FALKENBACH erinnert), den Titelsong, der das metallische Element allerdings schon wieder mit einer hymnisch-balladesken zweiten Hälfte anreichert oder "Varder Inn Brann".
Beim Mitgröhl-Titel "Longships and Mead" und meinem persönlichen Favoriten "Glittertind" macht sich dazu 1A-Folkrock breit, teilweise auch mit leichter Punk-Attitüde wie in "Jeg snører min sekk". Daneben gibt es ruhige, traditionelle Stücke wie "Gar min Egen Veg", das den Spirit von CLANNAD zu atmen scheint oder das Akustikstück "Mot Myrke Vetteren".
Ihr seht, ich tue mich schwer damit, diese Platte in Worte zu fassen. Und deshalb will ich letzten Endes nur festhalten, dass "Landkjenning" einige echte Perlen zu bieten hat. Wer jetzt noch damit leben kann, dass fast alle Songs auf norwegisch gesungen werden und eine der im Review genannten Vergleichsbands zu seinen Faves zählt, sollte ein Ohr riskieren. Oder auch zwei.
Anspieltipps: Nordafjells, Longships and Mead, Glittertind