Stil (Spielzeit): Celtic Thrash / Pagan Metal
Label/Vertrieb(VÖ): Eigenproduktion (2005)
Bewertung: 10 / 10
Link: http://www.siroccoband.com
Vor knapp einem Monat hatte ich das Vergnügen, das m. E. beste Album 2007 zu reviewen. Es war der Nachfolger von diesem hier. Ich zückte völlig verzückt die 10. Denn ich stehe nun mal (Zitat:) „auf alte METALLICA, MAIDEN, LIZZY, Irish Folk und NWoBHM-Charmeure wie CHATEAUX …“. Und die Truppe aus Waterford / Cork stellt eine, nein, die Symbiose aus all dem da: eine kerngesunde, nie übertriebene Härte, verträumt-verspielte Melodien, und ein todsicheres Gespür für Epik und Dramatik… Kein Zweifel: es gibt jede Menge härtere Bands; jede Menge Bands, die melodischer sind, und jede Menge Bands, die epischer oder dramatischer als SIROCCO sind. Aber eine Band, die so vollkommen all das auf einen Nenner bringt wie Sirocco, fällt mir nicht ein…
Nach kurzem Mail-Palaver schickt der Kopf der seit einem Monat für meine akustischen Ekstasen zuständigen Iren den Vorläufer von „March Through Crimson Frost“:
“Nemed: An Triu Creathan“ wurde 2005 ebenfalls selbst produziert. Der auffälligste Unterschied zum Nachfolger besteht in dem seltsamen Umstand, dass zwar eine Textbeilage gereicht wird und es auch einen potentiellen Sänger gibt (nämlich Basser Ciaran, derselbe also der „March Through Crimson Frost“ eingesungen hat), das Ganze aber dennoch instrumental veröffentlicht wird. Wieso und warum, wird noch eruiert. Tatsache ist jedenfalls, das man zwar jede Menge genialer Instrumentals kennt, aber ein ganzes Album??? Nagut, APOCALYPTICA… Aber auch die haben ja leider mittlerweile erkannt, dass das eher von marktstrategischem Nachteil ist.
Rein instrumentale Alben neigen angeblich oder tatsachlich dazu, bei breiten Hörerschichten Aufmerksamkeitsdefizite zu provozieren. Für „Nemed“ würde ich das bestreiten. Wem SIROCCO grundsätzlich nicht schnell und brutal genug sind oder aber zu unpoppig, dem wird „Nemed“ genauso wenig gefallen wie „The March“. Punctum. Der Kram ist absolut unhip und untrendy. Ob mit oder ohne Gesang ist dabei völlig egal.
Wer sich aber in ganz oben geschilderter Schnittmenge musikalisch beheimatet fühlen kann, wird auch am Instru-Metal von „Nemed“ seine allerhellste Freude haben! Da der epische „Erzählstil“ der Musik auch auf „The March…“ zu ausufernden Instrumentalparts geführt hat, kann ich also weder sagen, dass das Fehlen des Gesangs besonders irritierend wirkt, noch einen ernstzunehmenden Mangel darstellt. Im Gegenteil: ohne Gesang kommen die instrumentellen und kompositorischen Fähigkeiten des Vierers eher noch besser zur Geltung. Und die sind beeindruckend.
So regiert denn auch auf dem Debüt diese geniale Mischung aus keltisch inspirierten, doppelläufigen an LIZZY und MAIDEN orientierten Leads, Hetfield-Riffs, und Harris-Base-Chords, die sämtliche Qualitäten des 80er Brit-Metals, angereichert mit einigen Bay Area Finessen, derart auf den Höhepunkt bringt, dass es Leuten, die wie ich ANGEL WITCH oder A II Z vergöttert haben, einen Ohrgasmus nach dem anderen verpassen. Sirocco sind fraglos die beste „englische“ HM-Band seit Lars Ulrich den Punk James Hetfield überzeugen konnte, VENOM und DIAMOND HEAD zu kreuzen. Wenigstens aber seit Rich Walker the „New Dark Age“ ausgerufen hat. Apropos, neu: Neu? Nein, nichts an SIROCCO ist neu oder innovativ. Allenfalls das Niveau, auf dem ultra-traditioneller Metal einem den Alltagsfrust aus der Schüssel fegt. Extrem? Nein, nichts ist extrem an SIROCCO. Allenfalls das Niveau…
In einem Wort: alles was Metal zur großartigsten Musik dieses Universums macht, zum Träumen verführt und zum Bangen zwingt… es hat (nur noch) einen Namen: SIROCCO. Die Meisten, befangen zwischen NIGHTWISH, KORN und SLAYER, werden nicht einmal im Ansatz peilen, wovon hier die Rede ist, was SIROCCO so treiben. Selbst wenn sie es sich in aller Ruhe, sei es stocknüchtern oder unter den heftigsten Drogen anhören würden. Den wenigen Anderen: Tiocfaidh ár lá, wie der republikanische Ire so spricht.