Ensiferum - From Afar




Stil (Spielzeit): Viking Metal (56:43)
Label/Vertrieb (VÖ): Spinefarm Records / Soulfood (11.09.09)
Bewertung: 7 / 10
Link: Home / Myspace

Mit einem entspannten und nicht sonderlich spannenden Intro steigen ENSIFERUM in ihr viertes Album ein... bedächtig fließt „By the Dividing Stream" an einem vorbei, Gitarren - und Flötentöne (letzteres aus der Tube, dünkt mir): finnisch-folkig und sehr lind.

Aber natürlich bricht der Sturm daraufhin ganz mächtig los...
und „From Afar" holt  richtig weit aus: Double-Bass Geboller und finnisches Melodeath-Geriffe stellen das Gerüst für symphonisch-hymnischen Bombast; das nicht zu grunzige Growling geleitet perfekt die stimmungsvollen Chöre. Und die Melodieführung ist genau das, was „Rollo der Heutige" so gern auf dem Weg zum Rollenspiel vor sich hinpfeift...  Alles drin, alles dran. Und im Großen und Ganzen bleibt das auf ganzer Strecke so... Mal ein wenig Geschwindigkeit heraus, mal ergänzt kein eisentragender Kriegerchor, sondern Walküren Lindroos Gesang (Twighlight Tavern), und dass sie es auch mal besinnlich mögen, ist auch bekannt und gern genommen.

Und natürlich liefern sich hier so viele tolle Leads und Melodien ein irrwitziges wildes Wettrennen, das andere Bands nicht auf fünf Alben zusammen hinbekommen... Toivonen/ Lindroos sind schon eine sichere Bank, was das angeht.
Epen für sich sind das 11minütige „Heathen Throne" und verstärkt das mit noch mehr martialischem Pathos als üblich ausgestattete und die 13-Minuten Marke anpeilende „The Longest Journey (Heathen Throne Part II)". Sicher ein Heilight der Bandhistorie. Es überzeugt durch gute Spannungskurven und viel Dramatik. Könnte wohl so als Soundtrack durchgehen... Und dann ist da noch mein heimlicher Favorit, weil auf Finnisch, a capella und sehr archaisch, aber leider viel zu kurz: Tumman Virran Taa, das natürlich zarte Erinnerungen an „Lai Lai Hei" und andere, besonders finnische Momente der Band wach hält.

Ja, so kennt, so erwartet, so liebt man ENSIFERUM. -- Ganz neu hingegen das wie ein Gimmick anmutende Intermezzo von „Stone Cold Metal", das wie aus einem Ennio Morricone Soundtrack anmutet und unserem Nordmann einen Zigarillo in den Mundwinkel presst, einen Poncho übers Kettenhemd wirft und das Drachenschiff in einer Spagetti-Western Kulisse stranden lässt. Lustige Idee, die dem Ganzen etwas den metseligen Bierernst nimmt und fast schon etwas Tarantino-artiges in die Scheibe bringt.

Und so kann man, des Lobes voll, wohl zu dem Schluss kommen, dass ENSIFERUM mit „From Afar" das vielleicht beste Album bislang abgeliefert haben, weil es die alte Stärken, schwungvollen Gute-Laune-Metal mit leicht dramatischem Tiefgang, verfeinert und obendrein noch den Mut hat, etwas Frisches dazuzugeben. Ja, kann man. Mach ich aber nicht.

Denn weder an "Iron" noch an das Debüt reicht „From Afar" nach meinem Geschmack letztlich heran. Was einzig und allein an der Produktion liegt, die mir viel zu warm und „fluffig" ist und deshalb kraftarm und künstlich vorkommt.
Aber die Band wollte das genau so haben, sonst hätte sie ja kaum dem „Victory Songs" - Produzenten, Janne Joutsenniemi, zusätzlich Tero (TeeCee) Kinnunen zur Seite gestellt, der für den Sound u.a auf NIGHTWISHs „Once" zuständig war...  Die Tendenz zeichnete sich ja schon auf dem Vorgänger ab, aber diesmal ist mir das echt "too much". Wer damit weniger Probleme hat, für den ist „From Afar" sicher wie gemalt...

p.s.: die limited Edition enthält ein Cover von den finnischen Folkstern Nordman