Stil (Spielzeit): Folk Metal (1:00:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Spinefarm Rec. (03.03.10)
Bewertung: 8,5/10
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Soweit zur Kenntnis genommen, polarisieren METSATÖLL die pagane Gemeinde seit ihrem 99er Demo „Terast mis hangund me hinge“. Den einen ist der mit estnischem Folk angereicherte Heavy Metal zu lasch und unspektakulär. Black und Death, die die für Heiden übliche Liaison mit dem Folk begleiten, finden sich allenfalls als Spurenelemente. Zudem wird gern über den Gesang von Markus "Rabapagan" Teeäär genölt. Jaja, er growlt nicht und es gibt auch kein hochgepitchtes Screaming…
Und dann sind da die anderen. Die mit dem erlesenen Geschmack; sie schwärmen für den Charme und die Ausstrahlung der Kriegs-, Sauf- und Volklieder, für die mächtige, raue Klarstimme, die von zahllosen --mal rustikalen, mal feierlichen-- Chören unterstützt wird (Mitgrölfaktor 11 auf der 10er Skala!); sie schwärmen für das Authentische des doppelten Traditionalismus aus klassischem Metal und Folk, für den punktgenauen Einsatz des alten Instrumentariums, das bereichert, nicht verwässert.
Auf „Äio“ hat sich daran nichts bzw. wenig geändert. Das metallische Gerüst ist etwas ruppiger und zugleich technischer geworden, was die Band vielleicht etwas interessanter für Heiden aus der extremeren Ecke macht. (Aber eigentlich glaub ich da nicht dran. METSATÖLL bleiben wohl eher für was für Recken aus dem TÝR- Lager oder für Fans von FEJDs härteren Sachen.)
Wenn man beim Schwelgen in folkigen Akustik-Träumereien oder beim Mitgrölen der fantastischen Chöre (Hei-jah, kolm miili veel / hoia purje, raudne mees / Hei-jah, kolm miili veel / Kuni pole kodus, olen kaugel teel) das Zuhören nicht vergisst, dann kann man sogar manch Schmankerl entdecken: so macht z.B. das Spiel von Basser Raivo "Kuriraivo" Piirsalu mal so richtig Spaß; nicht nur im frickeligen Titeltrack.
Aber der Akzent liegt natürlich nicht auf „Guck mal, was ich kann“. Sondern auf naturbelassenem Charme und intensiver Atmosphäre, und da kann den Esten kaum jemand den Met reichen. (FEJD eben und natürlich SKYFORGERS Akustikalbum „Zobena Dziesma“. Aber das ist ja auch Folk pur.)
Fazit: Wenn man Ooohs und Hei-jahs für alberne Gesangsdarbietungen hält, Dudelsäcke, Mandolinen und Maultrommeln als unmetallisch ablehnt und „Heavy“ einem nicht schwarz oder tödlich genug ist, sollte man einen großen Bogen um die Esten machen.
Wenn man Spaß an der guten alten Zeit hat, die nie war, oder bloß unserer mal für eine Stunde entkommen will, tut man gut daran sich an „Äio“ zu halten. Für alle die Metal und Folk gern echt und in der gemischten Reinform geniessen: ein Muss.