
Stil (Spielzeit): Post-Rock / Experimental (48:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Abandon Records / New Music Distribution (7.10.2011)
Bewertung: 9/10
Links: Homepage MySpace Facebook
Seit ich NIHILING mal zufällig in Berlin auf nem Anhänger habe spielen sehen und ihr Debütalbum gekauft habe, bin ich Fan. Und gespannt auf das zweite Album. Das ist jetzt draußen, heißt „Egophagus“ und ist ein großer Schritt nach vorn. Oder zur Seite. Auf jeden Fall nicht nach hinten.
Post-Rock, das ist ja auch nur so ein Label für all das, was sich nicht einordnen lässt. Dennoch gibt es viele Bands, die das angenehm schrankenlose Nicht-Genre an die Leine nehmen, indem sie sich selbst die Schranken sind, immer das Gleiche machen und sich auf ein paar Trademarks ausruhen. Auch NIHILING hätten es sich in dieser Nische gemütlich machen können, und das hätten sie mit Sicherheit gar nicht mal schlecht gemacht.
„Egophagus“ hingegen zeigt, dass die Hamburger Band lieber den steinigen Weg des Künstlers einschlägt. Das Album besteht aus zehn Songs, beginnt mit dem Instrumental „The Antagonist“ und endet mit „3Dogs“, einem wunderschönen und hypnotischen Track, an dessen Ende sich eine Snare hallend in den Weiten des Alls verliert. Dazwischen: Gitarrenrock völlig ohne Scheuklappen. Musik, die zwar konventionelle Strukturen ignoriert, aber doch immer absolut stimmig und harmonisch bleibt. Harmonien, die zwar ungewöhnlich und neuartig sind, aber trotzdem nicht verkopft, sondern völlig organisch klingen. Melodien und Soli, die leicht ins Ohr gehen, aber auch beim zehnten Durchlauf noch frisch und spannend sind.
NIHILING geben sich auf ihrem Zweitwerk sanftmütig und störrisch zugleich. Sie zaubern fein gewobene Klangteppiche, gleichzeitig verweigern sie sich aber dem schnellen Effekt, extreme Dynamikwechsel gibt es kaum - wer das Album nicht auch so versteht, wird zurückgelassen. Dass sich Sänger Gorka Morales von seinen Screamo-Shouts verabschiedet hat, die das erste Album „M[e]iosis“ noch mit prägten, passt dabei gut ins Konzept, sich zwischen allen Stühlen einzurichten. Seine sanfte Stimme mit Emo-Touch bekommt auf „Egophagus“ weibliche Background-Unterstützung, die teils sogar in eine orientalische Richtung stößt.
Kurz: „Egophagus“ ist ein großer Wurf. Wer zwar auf Post-Rock steht, aber das doofe Gefühl hat, dass auch diese Genre auf der Stelle tritt, hat mit diesem Album eine wohltuende Medizin dagegen. Und wer zu der Fraktion der Booklet-Leser gehört, findet darin auch noch ein lyrisches Gesamtkonzept, das sich durch alle Songs zieht und das Album noch fester zu einer Einheit verschweißt.

Helge
Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.
Bands
Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...
Prägende Alben
AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
...