Noseholes - Danger Dance

Noseholes - Danger Dance

NOSEHOLES aus Hamburg sind eine dieser Bands, die wirklich in keine Schublade passen. In Ermangelung passender Stile nennt man sowas dann gerne international. Das Quartett – bestehend aus Steve Somalia, Hank Haiti, TH und Sängerin ZooSea Cide – gibt sich nölig, penetrant, lustig, kreativ und unvorhersehbar. Es jongliert selbstbewusst mit Punk, Jazz und Noise, verweigert sich erfolgreich altbekannten Strukturen und schafft es trotzdem, beim Hörer seltsame Hooks zu verankern. "A dog is a barking shitmachine" oder "honey in the mouth, cocaine in the brain" sind nur zwei davon.

Ey NOSEHOLES, wer hört hier eigentlich auf wen?

Launig wie Parolen hervorgerufen und obwohl intellektuell auf einem Treppchen mit "how much is the fish" von SCOOTER, übernimmt man diese "Höhepunkte" wie selbstverständlich, sobald man mit "Danger Dance" vertrauter ist. Genau wie die elektronische Tanzmusik des Urgesteins, sind die Zeilen – man mag sie einfach nicht Refrain nennen – auch mit eingängigen Melodien unterlegt. Aber die Eingängigkeit von "Bed Smoker" oder "Ex-Driver" ist eine ganz andere, eine auf Beharrlichkeit beruhende. Und auch wenn sich dem Hörer kein Wort des Gefasels von „Yelzin Affairs“ erschließt, dann suggerieren NOSEHOLES doch eine seltsame Wichtigkeit, die das Skippen zum nächsten Songhappen verhindert.

Es ist nicht eindeutig klar, ob sich die Herren auf ZooSea Cide einstellen oder umkehrt. Eigentlich ist man sich noch nicht sicher, ob sich hier überhaupt jemand auf irgendwen und irgendwas einstellt. Gitarren quietschen, das Schlagzeug hält gnadenlos den Takt, ZooSea palavert munter vor sich hin und der Bass gibt einen mantrischen Beat vor, der genauso spontan improvisiert sein könnte. Unterm Strich ist es auch egal, tanzt einfach.

Noseholes Bandfoto

"Danger Dance" spaltet und das ist auch gut so

Jüngst waren NOSEHOLES mit SLEAFORD MODS auf Tour, die leeren Blicke der Anwesenden hätte ich gerne gesehen. NOSEHOLES setzen den Hörer ganz bewusst auf Entzug, kein Zucker für die Publikumsäffchen, keine Strukturen und zu allem Überfluss noch ein strapaziöses Saxofon bei "Aspirin Nation ". Die einen nennen es Kunst, die anderen sind genervt. Oder um das Schlagwort „Dilettant“ aufzugreifen: NOSEHOLES machen Musik garantiert um ihrer selbst willen und nicht aus kommerziellen Gründen oder mit dem Ansatz, von möglichst vielen dafür gemocht zu werden.

Wenn Bands einfach nur stören wollen, reicht das meistens nicht aus. Wenn Bands rigoros reduzieren können und noch dazu strikt gegen den Strich bürsten, dann klingt das wie NOSEHOLES. Voll international, ey!

"Danger Dance" Songs:

1. Danger Dance
2. Lush Box
3. Styling
4. Yelzin's Affair
5. Ex Driver
6. Bed Smoker
7. Aspirin Nation

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