Woburn House - Monstrous Manoeuvres in the Mushroom Maze


Woburn_House_-_MMMM

Stil (Spielzeit):
Avantgarde / Post-Rock / Doom (58:55)
Label/Vertrieb (VÖ): Paradigm Rec. / Zeitgeister MD (Sept.09)
Bewertung: 8/10

Link: Myspace


Wenn man KLABAUTAMANN und VALBORG zum Interessantesten zählt, was deutsche Stahlschmiedekunst so zu bieten hat und weiß, dass WOBURN HOUSE aus demselben Musikantenstadl der Zeitgeister um (u.a.) Florian Toyka & Christian Kolf stammen, dann ist die Erwartungshaltung mächtig hoch. Der Grund ist ganz einfach der:

KLABAUTERMANN und VALBORG sind zwar grob dem Pagan Black bzw. Doom Metal zuzurechnen… aber meilenweit davon entfernt bloß deren Standards zu erfüllen. Mit mehr oder weniger unspektakulären Mitteln entkommen sie der Gleichschaltung und platzieren Altbekanntes in frischen und intelligenten Arrangements und lassen Elemente zusammenwachsen, die so (bislang) nicht zusammen gehör(t)en.

Und als WOBURN HOUSE machen sie da keine Ausnahme. Mit Fabian Fabian am Bass (der inzwischen nicht mehr dabei ist --- das Album ist relativ frisch, die Aufnahme aber schon ein Jahr alt) liefert man mit den „monströsen Manövern im Pilzlabyrinth“ etwas ab, das als Avantgarde im weitesten Sinne zu interpretieren ist. Sofern man damit nicht zwanghaft hektisches, auf circensische Höchstleistung abgestelltes Gefrickel verbindet. Denn darauf legen es WOBURN HOUSE auf sicher nicht an. Im Gegenteil: die Bauteile der Arrangements sind zumeist überaus simpel gehalten.

Und das Album ist seiner Grundstimmung auf melancholische Weise derart relaxt, dass es mir schwer fällt, es überhaupt noch als Metal zu apostrophieren. Obwohl: aufgrund der gut geerdeten Produktion ist das situativ allemal härter als vieles, was einem an synthetischem Zeug so als „Heavy Metal“ angedreht wird. Aber selbst dann, wenn zwischendurch mächtig verzerrt gerifft oder der  ansonsten psychedelische Gesang  mal grantig „gruntig“ wird: das ist alles ganz fürchterlich unaufgeregt. Quasi der etwas verträumte und verspielte Bruder der fiesen VALBORG.

Ansonsten herrschen Post-Rock & psilodelischer Avantgardismus alter PILZ FLOYD vor wie er aus der harten Ecke bei ISIS / MOGWAI oder OPETH / ANATHEMA erklingt. (Wahrscheinlich gibt’s keinen sinnvolleren Vergleich… aber er hinkt dennoch fürchterlich.)

Ich finde die Bonner einfach (positiv gemeint:) netter. Das wirkt alles so spielerisch und unverkrampft, mit angenehmer „live-in-studio“ Atmosphäre. Das scheint selbst dann nicht konstruiert, wenn mal ein Akkord- und Soundwechsel abrupt stattfindet. In der Regel aber ist dem Wechsel der Töne eher ein lässiges Tänzeln zu bescheinigen. Folgerichtig wird auch nicht jede Lücke dicht geschmiert.

Romantisch, aber nicht kitschig. Intelligent, aber nicht verkopft. Lässig, aber nicht oberflächlich. So könnte das Fazit lauten. Der eindringliche Effekt dieser sonderbaren Scheibe entsteht glaube ich dadurch, dass sie so unaufdringlich ist. Nix zum Bangen oder Feiern, sondern zum ZEN: Zuhören, Entspannen, Nachdenken.

Die hohe Erwartung hat MM in the MM insofern erfüllt, als die Bonner sich mal wieder einen Dreck um Genreregeln kümmern und wieder ein sehr individuelles Stück Musik abliefern, das ihnen (und mir) Spaß macht, auch wenn die Pilzsaison wohl vorbei ist. Muss man sich nicht schön naschen. Ist schön.