Stil (Spielzeit): Noise
Label/Vertrieb (VÖ): Sub Pop/Cargo Records (06.10.06)
Bewertung: Perfekte Vertonung von Schmerz (7/10)
Link: http://www.myspace.com/3801568
Wer beim Begriff „Musik“ ausschließlich an Rhythmus, Melodie und Gesang denkt, der kann dieses Review gerne überspringen. Alle anderen sind mutig. WOLF EYES veranstalten Noise-Orgien oder infernalen Industrial-Krach, wie man es auch immer nennen will. In Worten ist diese Art von Musik sowieso unbeschreiblich. Jedenfalls ist das, was aus meinen Lautsprechern dringt, der härteste Stoff, den ich seit langem gehört habe. Und das einzig und allein durch den Einsatz von Computer und Mixer bis zur Unkenntlichkeit verfremdetem Schlagzeug, Gitarre und Bass – pure Endzeit-Folter, der einen mit jeder Runde masochistischer macht. Fans von WOLF EYES, der Band aus Michigan, deren Vorgängeralbum "Burned Mind" von SONIC YOUTHs Thurtson Moore als das beste Sub-Pop-Album seit "Touch Me I'm Sick" von MUDHONEY bezeichnet wurde, wissen, was sie auf „Human Animal“ erwartet: Tonaler Krieg, Entfremdung, Angst, die Zerstörung von Struktur, Terror, Wahnsinn, Elend, einfach die perfekte Geräuschkulisse für die Zeit nach dem Dritten Weltkrieg. Es gäbe wohl keinen passenderen Apocalypse-Soundtrack zu Arno Schmidts Geschichte „Schwarze Spiegel“. Ein Freund von mir ging sogar soweit, den Lärm von WOLF EYES als „den neuen Metal“ zu glorifizieren. Eine sehr gewagte These, hat doch „Human Animal“ mit dem traditionellen Verständnis von Metal herzlich wenig zu tun. Die Motivation, sprich Rebellion, Provokation und Aufdringlichkeit übertreffen jedoch alles, was Black-, Death-, Doom- oder Industrial-Metal vielleicht hervorzurufen im Stande sind. Eine Verwandtschaft zu diesen Genre ist also keinesfalls ausgeschlossen. Mike Connelly, John Olson und Nate Young von WOLF EYES sind Extremisten, die mit ihren Noisecollagen weh tun wollen, um eine Katharsis zu beschwören, die andere extreme Spielarten aufgrund von Gewöhnung und Abstumpfung nicht mehr zu tun vermögen.