Stil (Spielzeit): Post-Metal (57:07)
Label/Vertrieb (VÖ): Offerandum Rec. (04.06.08)
Bewertung: 9 / 10
Link: http://www.ionesco.be
http://www.myspace.com/maudlinrocks
MAUDLIN (zu Deutsch: „weinerlich“, „rührselig“) werden von Offerandum Rec. als „Belgium’s most talented psychadelic sludge core band“ annonciert. Das dürfte schon deshalb stimmen, weil es dort und davon ja nicht allzu viele gibt. Aber auch international brauchen die sechs Weirdoz den Vergleich ganz sicher nicht zu scheuen. --- Allerdings sprengen sie mit ihrem kruden Mix die von der Plattenfirma angesteuerte Schublade. Verspielter, psychedelischer als DOWN, CROWBAR, MELVINS und ohne nervige Southern-Einflüsse; heavier als frühe, härter als späte NEUROSIS. --- ISIS und CULT OF LUNA wären vielleicht die sinnvollsten Orientierungshilfen, aber auch das betrifft eher die Qualität als das Klangkonzept.
Die Band sacht das: “Many bottles of scotch, Syd Barret & pink floyd for the song stucture, led zep for the sound, neurosis for the hardness, cult of luna for the layers” . Hört man "Ionesco", kann man auch die Verweise in Richtung Pink Zepplin verstehen, aber naheliegender ist sicher anderes.
MAUDLIN sind anders. Schwarz, krank, todunglücklich und euphorisierend und verflucht (und) wütend. Dazu sehr intelligent. Es gelingt ihnen, ihre finsteren, psychedelischen Soundlandschaften nicht allzu nah am Dunstkreis besagter „Post-Metal“-Übergrößen zu platzieren. Und so darf man ihnen ein gerüttelt Maß an Eigenständigkeit attestieren. Ein (!) Ausflug ins jazzige Hinterland des Sludge bleibt zwar auch nicht aus („Drains out of me / Endless Search“), aber ansonsten besticht „Ionesco“ vor allem durch seinen mächtigen Groove im Down Tempo Bereich. Nur selten tritt der flämische Sixpack mal das Pedal durch.
Ein Wort zum Titel, denn der ist programmatisch für Texte wie Musik. Klar, denkt man erst einmal an...: Eugène Ionesco, den führenden Vertreter des absurden Theaters). Tatsächlich stellt er aber nach Bandaussagen nur die Brücke vom Debüt zu:
“Sue Ellen Ionesco”, dem Pseudonym einer Lobotomie-Patientin eines „Dr. Freeman“, der willigen depressiven Opfern / Patienten in den 40er o. 50er Jahren operativ die linke von der rechten Hirnhemisphäre getrennt hat. Was Wunder, das jedes "Ioneso"-Stück zwei Titel hat?!
Und so erzählt das Album die verstörenden Innnenansichten eines Menschen, an dem die Wissenschaft ihre Hypothesen überprüft. Schwarz. Krank. Todunglücklich. Euphorisierend. Verflucht (und) wütend.
Ein herrlich schwarzes Album, das einerseits mit betörenden Grooves und guten Melodien (ehrlich!) und andererseits mit neurotischen Eruptionen und rausgekotzter Wut ein wunderbar (dis)harmonisches, zwiespältiges Ganzes darstellt. Kaufpflicht für alle Sludge-, Drone- und Post-Metal Hörer. Und auch Death Doomster, Marke MY DYING BRIDE sollten nicht nur ein Ohr riskieren… Läuft gut rein und hält die Spannung immer schön hoch.