Stil (Spielzeit): Progressive Metal, Sludge (45:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Season Of Mist (25.10.2010)
Bewertung: 7/10
Link: www.myspace.com/kylesa
„Spiral Shadow“ hat mir perfekt aufgezeigt, welche fatale Wirkung eine falsche Songreihenfolge haben kann. Meine Digitalpromo kam ohne Tracknummern, ergo wurden die Titel alphabetisch sortiert, das Album begann gleich mal mit dem schwächsten Song „Back And Forth“ und ging ziemlich konfus weiter. Erst als ich das Album ein paar Mal gehört hatte und mir in meinem Urteil („Schade, wie die nachgelassen haben...“) schon sicher war, fiel mir der Fauxpas auf.
Lange Rede, kurzer Unsinn: Die richtige Songreihenfolge hatte eine überwältigende Wirkung! Beim ersten Hören des „richtigen“ Albums kam ich mir wie geläutert vor und konnte verblüfft feststellen, dass nun alles einen Sinn ergab.
Die Songs auf „Spiral Shadow“ spannen einen schönen dramaturgischen Bogen, der nach ruhigem, psychedelischem Beginn in eine bewegende, teils aggressive, teils benebelnde Kulmination mündet, im Titelsong seinen Höhepunkt findet und zum Schluss abrupt endet. „Back And Forth“ ist der vorletzte Song, der zusammen mit dem abschließenden „Dust“ ruhig hätte fehlen können, um das Album runder zu machen und zu einem besser verdaulichen Ende zu führen.
Für viele Leute zeichnen sich KYLESA vor allem durch die zwei Schlagzeuger aus – eine Seltenheit, wenn nicht gar Einzigartigkeit im Rock- und Metalbereich. Zu schade, dass trotz konsequenter Ausnutzung des Stereoeffekts (ein Drummer links, der andere rechts) die Möglichkeiten, die zwei Schlagzeuger bieten, immer noch in sträflichem Maße ausgelassen werden. Was bringt der tolle Effekt, wenn beide Drummer bis in die Breaks hinein stets das Gleiche spielen?
Bei der Gitarrenarbeit hingegen ist eine Entwicklung gegenüber dem Vorgängeralbum „Static Tensions“ zu erkennen. Wo vorher gewaltige Sludge-Riffs der Marke (frühe) MASTODON vorherrschten, wird nun mehr Wert auf Harmonien und halb-cleane Psychedelic-Licks gelegt.
Der Gesang hingegen ist ganz der alte geblieben: Phil Cope singschreit (oder besser gesagt: ruft) die meiste Zeit und ab und zu kommt Laura Pleasants' Stimmchen dazu. Beide sind im Laufe der Jahre nicht zu besseren Sängern geworden – dass der Gesang bei KYLESA aber eh keine besonders große Rolle spielt, merkt man indes am gitarrenlastigen Sound.
Trotz des großen Aha-Effekts, den die Korrektur der Songreihenfolge mit sich brachte, hinterlässt „Spiral Shadow“ gemischte Gefühle bei mir. Der vorherrschende Eindruck ist der, dass KYLESA nicht die enormen Möglichkeiten ausreizen, die ihr Talent ihnen mit auf den Weg gibt. Der Release des Vorgängeralbums ist gerade einmal anderthalb Jahre her, dazwischen lagen mehrere Touren. Wahrscheinlich hätte sich die Band einfach etwas mehr Zeit lassen sollen, um „Static Tensions“ zu toppen. So bleibt „nur“ ein sehr gutes Album.