Stil (Spielzeit): Progressive Metal (71:50)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut/EMI (23.09.11)
Bewertung: 8,5/10
redemptionweb.com
Es ist mir mittlerweile ja fast schon ein bisschen peinlich, dass ich als Progressive Metal-Freund bis zu ihrem 2009er Meisterwerk "Snowfall On Judgement Day" REDEMPTION noch nicht kannte. Glücklicherweise fiel mir besagtes Album zum Rezensieren in die Hände, und es stand außer Frage, dass ich auch "This Mortal Coil" hören musste. Das habe ich in den letzten Wochen und Tagen ausgiebig getan und werde das wohl auch noch eine ganze Zeit lang tun, denn wieder einmal ist dem amerikanischen Quintett um Gitarrist Nick van Dyk und Sänger Ray Alder ein unglaublich gutes, intensives Album gelungen, das vor allem von seiner ergreifenden Emotionalität lebt.
Dass "This Mortal Coil" so voller Emotionen und Gefühlen steckt, liegt an der schrecklichen Diagnose, die van Dyk vor drei Jahren mitgeteilt wurde: Leukämie. Nach einer intensiven Behandlung stehen die Chancen, den Krebs besiegt zu haben, laut Aussage des Sängers glücklicherweise gut – hoffen wir das Beste. Die Spuren, die das Aufzeigen der eigenen Sterblichkeit in einem hinterlässt, wurden von van Dyk in Songs gebannt, und auch wenn er kein Konzeptalbum darüber machen wollte: Prägend genug waren die Erfahrungen dennoch. Dabei heraus gekommen sind lebensnahe, mal verzweifelte, mal hoffende und sehr ehrliche Lyrics und kleine Progressive-Perlen, die man immer und immer wieder hören kann, weil sie einfach so genial komponiert und eingespielt wurden. Das fängt mit dem brettharten, von einem eingängigen und gemäßigteren Chorus ergänzten "Path Of The Whirlwind" an und hört wirklich erst mit dem 10 Minuten-Epos "Departure Of The Pale Horse" auf, das mit bombastischen, sehr gefühlvollen und langsamen Passagen, virtuos gespielten Soli und harten Momenten die Essenz des REDEMPTION-Sounds enthält. Der hoffnungsvolle, willensstarke Abschluss mit der Textzeile "I'm stronger than death" treibt einem beinahe die Tränen in die Augen.
Dazwischen gibt es mit exzellenten Leads, Riffs und Soli van Dyk sund kraftvollem Gesang Alders sowie einer sehr überzeugenden Leistung der Rhythmusmannschaft, bestehend aus dem zweiten Gitarristen Bernie Versailles, Bassist Sean Andrews und Drummer Chris Quirarte, eine überzeugende technische Umsetzung von Songs wie "No Tickets To The Funeral", dem durchgeknallten "Noonday Devil" und "Stronger Than Death" – allesamt gespickt mit wunderbaren Melodien und harten, an den Thrash Metal angelehnten Passagen. Einige Songs bedürfen besonderer Erwähnung: "Let It Rain" zum Beispiel, eine sehr starke, berührende Halbballade mit zum Heulen schöner Einleitung und einem Solo zum Niederknien. Oder das getragene, episch angelegte "Perfect" mit erneut unglaublichen Gitarrensoli. Oder das hochmelodische "Begin Again", mit göttlichem Schlussteil. Oder das kraftvolle, abwechslungsreiche "Focus". Oder, oder, oder...
"This Mortal Coil" ist die perfekte Mischung aus Härte, Progressivität, Melodie und Gefühl. Eine berührende Reise durch verschiedene Stimmungen, ein melancholisches, emotionales Wunderwerk, dem man nicht entkommen kann (zumindest wenn man auf Bands wie SYMPHONY X oder auch DREAM THEATER steht, die allerdings doch ein wenig anders zu Werke gehen). Hört es euch an, taucht hinein in "This Mortal Coil", und macht den Trip nach 72 Minuten voll musikalischem Seelenbalsam noch einmal mit. Und noch mal. Und noch mal.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...