Stil (Spielzeit): Progressive (Death) Metal (51:39)
Label/Vertrieb (VÖ): ViciSolum Prod. (27.09.11)
Bewertung: 8,5/10
http://www.lochvostok.com
http://www.myspace.com/lochvostok
Der zweite Teil des Bandnamens könnte dazu führen, dass man die Truppe um Frontmann Teddy Möller in östliche Länder legt. Der Name des Sängers und Gitarristen könnte etwas mit Deutschland zu tun haben – alles falsch. Schweden sind's.
Als sich die progressive Rock-Band MAYADOME Ende der 90er auflöst, bildet sich bald eine neue Formation, die nun seit einer Dekade etwas härtere Gefilde erobert, was mittlerweile zu ihrem vierten Longplayer geführt hat.
Symphonisch und metallisch – das ist der erste Eindruck, den man bekommt. Es könnte fast in Richtung DIMMU BORGIR gehen, doch so schwarz wirkt es dann doch nicht. Die kräftige, klare Stimme geht eher Hand in Hand mit Power Metal-Melodien. Doch kräftig ist auch das Shouting und Growling, wodurch die Mischung immer komplexer wird. Kleine Flitze-Soli vereinfachen das Ganze auch nicht unbedingt.
In harmonisch hübschen Passagen kommt mir immer wieder THRESHOLD in den Sinn, auch wenn deren Stimme prägnanter ist. Schöne Grooves Arm in Arm mit melancholischer Stimmung bringen einen selbst am Schreibtisch in Bewegung. Mystischer Sprechgesang wie in „World Trade Dissenter" erweitert das sowieso schon ordentliche Spektrum an Vielfalt. Unter anderem in diesem Song kommen in den Lyrics auch sozialkritische Momente durch, die sich nicht nur auf Religion, sondern auch auf kapitalistische Systeme beziehen. Insofern stehen Texte und Musik hier in Sachen Anspruch durchaus im Einklang.
„Navigator" fühlt sich an, wie eine schwer-rockige Halb-Ballade, die immer wieder aufs Bremspedal drücken muss. Um dieses gefühlvolle Zwischenstück wettzumachen, holzen die Schweden im Folgenden „In The Wake Of Humanity" los, dass man fast erschrecken könnte. Doch die so oft auftretenden druckvollen Wohlklänge lassen nicht lange auf sich warten. Hier wird auch ein Chorus geboten, der zum dramatisch-aggressiven Mitsingen und –schreien geradezu einlädt.
Manche Harmonien werden aufgegriffen, so dass man geneigt ist zu sagen: Das kenne ich schon. Und doch ist es immer ein bisschen verändert. So kommt es einem auch vor in dem stimmen-veränderten „Viral Strain" vor. Mal ein thrashiges Riff, ein tödliches-fieses Geknatter oder fast kitschig-schwabbelige Klänge lassen viel Entdeckungspotential auf dieser Platte zu.
Relativ modern klingend, schaffen die schwedischen LOCH VOSTOK ein atmosphärisches Werk, das progressiv-melodische Abschnitte sehr gut mit Hartwurstscheiben vermixt. Die Landsmänner von SCAR SYMMETRY halten sich in ähnlichen musikalischen Breitengraden auf, prügeln jedoch im Durchschnitt ein bisschen mehr im Brutalo-Sektor. Mit „Dystopium" kann man letztendlich sowohl kopfnickend Strukturanalyse betreiben, als auch sich stimmungsvoll-hart und anspruchsvoll berieseln lassen.
Manuel
"Größtenteils harmlos."