Stil (Spielzeit): Post-Screamo / Pop / Prog (38:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Equal Vision / Cargo (27.09.07)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: http://www.chiodos.net/
http://www.myspace.com/chiodos
Der Nachfolger zu „All`s Well That Ends Well“ ist ziemlich oppulent ausgefallen und zeigt eine Band, die ihre Grenzen auslotet und vor nicht allzuviel halt macht.
Das einzige Problem dabei ist für mich, dass „Bone Pallace Ballet“ in der Mitte einen leichten Durchhänger hat. Die ersten drei und die letzen beiden Songs z.B. sind der helle Wahnsinn und zeigen CHIODOS in der Form ihres Lebens. Da wäre das zum Großteil auf Klavier basierende und als Halbballade angelegte „Intensity In Ten Cities“, der beinahe schon MetalCore-Kracher „The Undertaker`s Thirst….“, der trotzdem noch so vor Atmosphäre sprüht, dass ich eine Gänsehaut bekomme, oder eben die ersten drei Songs, die so viele Berg- und Talfahrten machen, dass es einen schwindelig macht. Das beeindruckende dabei ist aber vor allem das Loslassen von Standartformen. Das Klavier übernimmt auf dem Album der Amis eine recht zentrale Rolle und die Songs winden sich zwischen Emo, Pop und Prog und scheuen sich nicht davor, sich aus allen möglichen anderen Genres zu bedienen (wie zum Beispiel dem Metal).
Ab und zu hätten sie die Songs allerdings ein wenig straffen können, da schon soviel darin passiert, dass man sich den ein oder anderen Schlussrefrain hätten sparen können. Aber an und für sich sehe ich bei dem Sextett eine Entwicklung wie sie zum Beispiel bei MY CHEMICAL ROMANCE, THRICE oder FROM FIRST TO LAST gefunden werden kann. Es gibt einige Stellen auf „Bone Pallace Ballet“, die mich sogar direkt an „Heroine“ von FROM FIRST TO LAST erinnern, da ich dem Sound in manchen Parts ähnlich kritisch gegenüber stehe. Bei „Bulls Make Money…“ steht die Riff-Gitarre an einer Stelle zum Beispiel so weit im Hintergrund, dass das wirklich schöne Riff mehr oder weniger verloren geht. Ok, sie schaffen eine gewisse Atmosphäre damit, trotzdem hätte der Endmix etwas anders ausfallen können. Auf der anderen Seite muss ich aber feststellen dass der Sound im Ganzen gesehen beeindruckend versiert und auf die Songs ausgerichtet ist. Großes Kino!
Aber auch andere Details runden das Album ab und lassen es groß werden, wie zum Beispiel die Gastauftritte vom UNDERMINDED-Sänger, der mit seinem unverwechselbaren Organ einen schönen Kontrast zur unfassbar hohen Stimme von Craig Owens darstellt. Aber auch der Kreischer der ChaosCorler THE NUMBER TWELVE LOOKS LIKE YOU veredelt das Album mit einigen gut gewählten Einsätzen. Dazu kommt noch ein dickes Booklet, cooles Artwork und das Gefühl, ein in sich absolut stimmiges Album vor sich zu haben, bei dem Melodie, Drama, das Einreißen von Mauern und Ausbrüche jeglicher Art im Mittelpunkt stehen. Und mein Einwurf zum Beginn des Reviews stimmt so eigentlich auch nicht ganz. Denn immer wenn ich das Album am Stück höre, nimmt es mich komplett gefangen und ich kann meilenweit keine Schwachstelen hören – Booklet in die Hand nehmen, Texte mitlesen und die ganze Weite ihres Soundspektrums erfassen. Lediglich beim herauspicken einzelner Songs habe ich manchmal das Gefühl, dass ich das Album doch nicht so hoch bewerten sollte. Aber wenn ich es als Gesamtkunstwerk sehe, ich eine Empfehlung mehr als gerechtfertigt. Sehr schönes und ambitioniertes Album, das zwischen Heayvness und Pop wandelt und dabei immer "etwas anders" ist.