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Mike Portnoy hat während der Recording Sessions gesagt, auf ’’Systematic Chaos’’ werde alles zu hören sein, was DREAM THEATER ausmache. Je länger die CD nun im Player rotiert, desto deutlicher wird es, dass die Prog-Könige dieses Ziel tatsächlich erreicht haben. Allerdings muss man auch hinzufügen, dass der Grundtenor des Albums doch sehr aggressiv und schwermetallisch ausgefallen ist.
Der Opener ’In The Presence Of My Enemies Pt. 1’ legt mit einem gewohnt großen Instrumentalpart und mal komplexer, mal linearer Spielweise einen soliden Grundstein. Gleich darauf folgt aber der gefühlte Tiefpunkt: ’Forsaken’ ist sehr geradlinig und arg schwülstig geraten und könnte von jeder x-beliebigen Power Metal Band stammen. Wesentlich anspruchsvoller und eine gute Ecke rauer und härter geht es bei ’Constant Motion’ zu. Anspielungen an ’As I Am’, ’Glass Prison’ aber vor allem auch METALLICAs ’Battery’ sind deutlich vorhanden. Bei ’The Dark Eternal Nigth’ legen die Herren Portnoy, Petrucci & Co. sogar noch ein Scheibchen Härte drauf. Der Song ist aggressiv, fast thrashig, Doublebass und Powerchords dominieren. Die Zehn-Minuten-Grenze wird dann zum ersten Mal bei ’Repentance’ durchbrochen. Hier verarbeitet Mike Portnoy zwei weitere Stufen des 12-Stufen-Programms der Anonymen Alkoholiker musikalisch, was sich am Ende leider ziemlich in die Länge zieht. Deutliche ’’Octavarium’’-Anleihen (’Never Enough’) finden sich dagegen bei ’Prophets Of War’, das sich ansonsten weder zimperlich noch besonders aufregend präsentiert. ’The Ministry Of Lost Souls’ braucht ziemlich lange, um zum Punkt zu kommen, legt dann aber kräftig los mit dem bekannten Frage-Antwort-Spiel zwischen Keyboard und Gitarre. Am Ende setzt ’In The Presence Of My Enemies Pt. 2’ den Opener musikalisch und thematisch fort.
Soweit die Fakten. Da sämtliche Akteure ja seit Langem als absolute Ausnahmetalente an ihren Instrumenten gelten, ist es müßig zu erwähnen, dass auch bei ’’Systematic Chaos’’ wieder alle Register gezogen wurden, sowohl was Komposition als auch Spieltechnik angeht. Das sichert DREAM THEATER natürlich schon mal einen guten Punktestand zu, war aber auch zu erwarten. Dass es sich hier aber sicher um keinen Meilenstein in der DREAM THEATER-Geschichte handelt, liegt vor allem an dem „Best Of“ Charakter, den Portnoy vorhergesagt hatte. Ich erwarte ja nicht, dass die Band sich jedes Mal neu erfindet, aber im Gegensatz etwa zu ’’Scenes From A Memory’’ (Konzeptalbum), ’’Train Of Thought’’ (düster und heavy) oder ’’Octavarium’’ (poppig, leicht psychedelisch) hat ’’Systematic Chaos’’ einfach kein wirkliches Gesamtkonzept, das die genannten Alben so besonders gemacht hat.
Fazit:
Nachdem DREAM THEATER die eigene Diskographie recht ausführlich zitiert haben, bleibt das dumpfe Gefühl, dass man sich diesmal zumindest nicht ausschließlich nach dem eigenen Willen, sondern auch nach dem der Fans gerichtet hat. Herausgekommen ist ein wirklich sehr typisches, aber mit bekannter Perfektion ausgearbeitetes und umgesetztes Stück Progressive Metal.