ALTONA - s/t

Leider muss man Heavy-Metal-Bands aus der Türkei heutzutage immer noch als echte Exoten bezeichnen. Wirklich professionelle Bands sind Mangelware - und das obwohl die junge Bevölkerung zu einem nicht zu unterschätzenden Teil aus echten Headbangern besteht. Das hat man auch im Rock Hard so schon in verschiedenen Specials beispielsweise über Israel oder den Libanon gelesen. Spätestens der tolle Dokumentar-Film „Global-Metal" sollte einem klar machen, dass Heavy Metal längst kein rein westliches Phänomen mehr ist. Und trotzdem kann man internationale Bands aus Nahost an einer Hand abzählen: ORPHANED LAND (Israel), MEZARKABUL(Türkei), ...

Woher rührt diese Diskrepanz aus beigeistertem Fantum und mangelnder Professionalität? Liegt es an der fehlenden Infrastruktur? Knapperen finanziellen Mitteln (Equipment, Studio und Produzent)? Oder gar an einer schlechten englischen Aussprache? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Ganz besonders bei ALTONA, die auf ihrem selbstbetitelten Debüt eine technisch einwandfreie Mischung aus Prog- und Power-Metal, gewürzt mit orientalischen Melodien  und folkloristischen Einlagen zu bieten haben.

Doch leider kann das ambitionierte Album letztendlich nicht mit internationalen Standards mithalten. Weder was die Produktion angeht, bei der oft genug Spielfehler zutage treten - und die soundtechnisch höchstens in den 80ern zu rechtfertigen gewesen wäre - noch beim Englisch von Sänger Vahdang Makalrtia, der die krumme Aussprache zum Glück noch mit viel Herz und Seele in der Stimme zu auszugleichen weiß. Sechs Punkte für abwechslungsreiches Songwriting, teils packende Melodien und eine orientalisch angehauchte Atmosphäre, die für uns eben nicht alltäglich sein dürfte.

Ich warte noch immer auf den Tag, an dem die Türkei Metal-technisch kein Entwicklungsland mehr ist. Aber das dürfte noch etwas dauern, wie ALTONA auf dieser Platte unfreiwillig demonstrieren.