TESSERACT sind schlichtweg eine traumhafte Band und zwar im wahrsten Sinne! Immer den Fokus auf brachialen, drückenden Riffs, hauen uns die Briten auf „Altered State" wieder den progressiven Hammer auf die Ohren. Gekonnt ziehen TESSERACT die Fäden und spinnen ein schier undurchdringliches Netz aus komplexen Tonfolgen, hochkarätigen Elektro-Einschüben und zahlreichen bombastischen Momenten.
Auf „Altered State" geht es um Veränderung, das Album wurde in vier Phasen – Of Matter, Of Mind, Of Reality und Of Energy – aufgeteilt. Vom konzeptionellen Aufbau lasse ich mich erst wenig beeindrucken und konzentriere mich anfangs nur auf die Musik von TESSERACT. Schon während des nachhaltigen Openers „Of Matter Proxy" ist man gefangen im Universum von TESSERACT und richtiggehend gierig nach noch mehr vertrackten Strukturen und dieser fragilen, zaghaften Stimme. Ashe O'Hara wurde von mir umgehend als Sänger angenommen, zu betörend ist sein Gesang, zu sphärisch die Aura, die ihn umgibt. Die perfekte Ergänzung zu den polyphonen Rhythmen, der kontrastreiche nötige Gegenpol zur Musik.
Das tanzbare „Nocturne" dürfte wohl am leichtesten an den Hörer zu bringen sein und somit als Einstiegsdroge für neue TESSERACT Fans dienen. Ich kann lediglich verdattert den Kopf schütteln, wie viel Kraft diese Band transportiert. Ein wahnsinniges Wechselbad, voll mit zuckenden Taktwechseln und einem emotionalen, hitzigen Refrain, der seinesgleichen sucht. Wo andere Bands nach knappen drei Minuten den Song abgeschlossen hätten, genau da setzten TESSERACT an und eröffnen uns noch weitere unbekannte Welten. Hammer!
Schön an TESSERACT ist die Tatsache, dass diese Band sich nicht immer auf Länge ausbreiten muss, um zu glänzen. Selbst in verhältnismäßig kurzen Stücken wie „Palingenesis" oder „Calabi-Yau" steckt nicht weniger Einfallsreichtum oder Qualität. Weiteres Megaplus ist der abartig gut klingende knurrende Bass, der „Altered State" untermauert und ihm die stabile Basis verleiht. Er sorgt dafür, dass man sich nie gänzlich verliert, nachzuhören unter anderem bei "Exile".
Wie man sich denken kann, ist auch „Altered State" keine Platte, die man nach einem Durchlauf erfasst hat. Manch meditativer Aufbau packt den Hörer sofort, andere Feinheiten greifen erst später. Aber ausnahmslos jeder Track auf „Altered State" ist ein gottverdammtes Kunstwerk mit tausenden Schichten, Stimmungen und geballter Emotion. TESSERACT werden damit in den Bestenlisten 2013 ganz oben zu finden sein und kriegen hoffentlich noch mehr Aufmerksamkeit für ihr Schaffen.