ORPHANED LAND, eine israelische Ausnahmeband mit einzigartigem Stil, treten mit „All Is One" erneut an, um den Hörer mit bombastischem, völkerübergreifendem Oriental Folk Metal zu verzaubern. Um entsprechend prachtvoll und vielseitig klingen zu können, wurde kurzerhand die virtuose Mannschaft auf insgesamt 40 Musiker aufgestockt. Unvermeidbar, dass „All Is One" richtig dick aufträgt, vielschichtig und somit auch packend geworden ist. Besonders auffällig ist der klare und differenzierte Sound, der jeden Ton, jedes Instrument und jeden Hall perfekt wiedergibt, so dass der Hörer die Melodieflut nicht nur erahnen, sondern tatsächlich körperlich fühlen kann.
Orientalisch betonter Gesang ist nicht Jedermanns Sache und kann zuweilen als kitschig und wehleidig empfunden werden. ORPHANDED LAND ignorieren dies allerdings komplett, indem sie auch in langsamen Momenten Eleganz und Anmut statt Kitsch und Plattitüden bevorzugen („Brother"). Natürlich scheut sich die Band auch auf „All Is One" nicht, den Zusatz Metal ernst zu nehmen und häufig mit brachialen Gitarrenriffs und entsprechender Schnelligkeit die Nackenmuskeln zu beanspruchen. Noch dazu hört man deutlich, dass nicht banal auf dem Keyboard die Modi Oud, Tarbuka oder Kanun eingestellt wurden, sondern alles authentisch eingespielt und eingesungen wurde. Der Computersound kann noch so gut sein, die Emotionen kann dann doch nur ein Musiker selbst über sein Instrument oder den Gesang transportieren. Der erzählende, märchenhafte Stil von ORPHANED LAND überträgt dadurch deutlich mehr Tiefe.
Besonders hervorstechen kann das etwas härtere „Fail". Das Stück wird von orientalischen Gitarrensounds dominiert, sie stellen die komplette Melodieflut, während der Gesang zusätzlich bedrohlich gesprochen und gegrowlt wird. Die Saitenfraktion schaukelt sich, gemeinsam mit dem grandiosen Schlagzeug, langsam hoch und führt den Hörer langsam zum Höhepunkt. Eine sehr reizvolle Mischung und die mystischen sechs Minuten vergehen wie im Flug. Definitiv eines meiner Highlights, ebenso wie das folgende Instrumental „Freedom"! Tanzbare Trommelklänge und fließende Gitarren brauchen keinen Gesang, um trotzdem viel auszusagen und Gänsehaut zu erzeugen.
Einziges wirkliches Manko ist, dass ich „All Is One" als sehr mächtig und fordernd empfinde, sehr bewusst und somit gezielt hören muss. ORPHANED LAND funktionieren für mich am besten in einem Rutsch und sind keine Band, die ich nebenbei hören oder in meine Zufallsliste auf dem mp3 Player packen könnte. Ich freue mich schon auf schwülheiße Sommernächte, um „All Is One" entsprechend genießen zu können.