Stil (Spielzeit): Trash / Prog (60:52)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade / SPV (09.04.09)
Bewertung: 6 / 10 und steigend
http://www.myspace.com/believerband
Wie war das mit den blinden Hühnern und dem Korn? Das erste, was mir bei Auflegen von „Gabriel" einfiel war „meine Güte, klingen die Gitarren oldschoolig!" und ein paar Infos weiter, weiß ich nun, dass BELIEVER auch wirklich alte Schule sind. Ziemlich alte Schule sogar.
Denn die Amis haben sich bereits Mitte der 80iger gegründet und bis Mitte der 90iger ein Demo und drei Full Length veröffentlicht. Seit 2005 sind sie wieder aktiv und legen jetzt also mit „Gabriel" nach. Als erstes sprang mir wie gesagt die Produktion ins Auge, die in der Tat eher nach den 80igern als nach heute klingt. „Authentisch" werden Fans vermutlich sagen - als Neuling ist mir das allerdings etwas suspekt, denn die definitiv beachtenswerte Musik des Fünfers klänge mit einer moderneren Produktion bestimmt um einiges satter. Irgendwie schade, aber vermutlich ist ihnen daran gelegen, in keinster Weise mit den Heerscharen von modernen Metalcore-Klonen in Verbindung gebracht zu werden.
Das nächste auffällige Merkmal ihrer Musik ist der „Bekloppten-Faktor". Zwar kann man sie zunächst einmal in die ThrashMetal-Ecke schieben, in der sie sich auch pudelwohl fühlen müssten, aber eben diese Ecke reicht bei weitem nicht aus. Vor allem der Gebrauch eines Tasteninstrumentes sorgt immer wieder für Überraschungsmomente. Und das sowohl durch den jeweiligen Sound als auch durch das Arrangement und die teilweise ziemlich überdrehten Parts, die dieses Instrument beisteuert. Und zusammen mit dem teilweise sehr verwegenen Songwriting driften BELIEVER dadurch ziemlich stark in die Prog-Schiene. Und ich muss gestehen, im ersten Augenblick wusste ich diese Musik gar nicht so wirklich zu verorten, da der Oldschoolsound zunächst im krassen Widerspruch zu den absurden Ideen der Amis steht.
Aber erstens sollen die Herren bereits in ihrer ersten Phase genauso außergewöhnlich unterwegs gewesen sein und zweitens halten sie ihre Songs durch den Unberechenbarkeitsfaktor frisch und spannend - was ich leider nicht unbedingt über die Vocals sagen kann. Für einen BELIEVER-Neuling wie mich kommt dieses Album herausfordernd und erfrischend rüber und lässt mich immer wieder aufs Neue aufhorchen. Allerdings nutzt sich der Effekt zur zweiten Hälfte der Spielzeit doch ziemlich ab und vor allem die Bonustracks sind ziemlich überflüssig. Und dadurch bekommt „Gabriel" relativ unerwartet doch noch ganz schöne Längen und verliert leider an Intensität. Ausgestattet mit Gastauftritten von Musikern aus KILLSWITCH ENGAGE, SACRIFICE und CKY kommt dieses Comeback bei mir erstmal nur auf 6 Punkte. Da sind dann doch zu viele nicht so spannende Momente dabei (vor allem bei den Vocals). Aber wer weiß? Ich traue dem Album durchaus Potenzial für ein ordentliches Wachstum durch Zeit zu. Mal schauen, wie sich das noch so entwickelt...