Vanden Plas - Christ 0


Review


Stil (Spielzeit): Progmetal (67:23)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut Music/SPV (31.03.06)
Bewertung: Pflichtkauf für Prog-Fans (9/10)
Link: www.vandenplas.de
Bisweilen kann das gekonnte Einflechten einer schöpferischen Pause in die vor Highlights strotzende Bandvita eine durchaus belebende Wirkung auf zukünftige Herausforderungen haben. Im Falle der deutschen Progmetal-Hoffnung VANDEN PLAS allerdings muss der Fokus diesbezüglich eindeutig auf „schöpferisch“ liegen, angesichts der Vielzahl an Projekten, derer sich die Pfälzer in den vergangenen vier Jahren annahmen – als herausragend erwies sich zuletzt die Musical-Umsetzung von Frontmann Andy Kuntz’ 2004 veröffentlichtem Soloalbum „Abydos. Was läge bei aller Bühnenarbeit also näher als die Arbeit an einem Konzeptalbum? Geeigneter Ausgangsstoff fand sich in Alexandre Dumas’ berühmtem Roman „Der Graf von Montechristo“, beileibe kein Leichtgewicht (der Roman, nicht der Graf), doch mit ausreichend (psychologischem) Potential für eine  Umarbeitung zur „Prog-Oper“. Und so erblickte pünktlich zum 31.03.06 ein kleines Silberscheibchen das Licht der Welt – sein Name? „Christ 0“!
Schon in den ersten Takten des Titeltracks wird deutlich, wie gut allen beteiligten die Arbeit an und mit symphonischen Elementen getan haben muss. Der Chor des Pfalztheaters Kaiserslautern weiß innerhalb einer auf verstörende Weise düsteren Klangkulisse, dominiert von tiefen Streichern und betont synthetischen Sounds genau die Prise Bombast beizusteuern, die die Magengrube trifft ohne jedoch den Kopf auszuschalten, was bei der nun folgenden sehr progressiven und schon zu Anfang betont harten Entwicklung des Stückes auch nicht von Vorteil wäre. So nehmen uns VANDEN PLAS mit auf eine Reise vorbei an Gestirnen wie DREAM THEATER, RUSH, aber auch AYREON, PORCUPINE TREE und FATES WARNING, ohne allerdings halt zu machen. Vielmehr steuern Kuntz und seine Mannen zielstrebig die Etablierung eines eigenen Himmelskörpers an – und mit „Christ 0“ rückt ein Platz in erster Reihe in Sichtweite! 
Spieltechnisch muss man sich keinesfalls verstecken, die Komposition selbst behält durchgehend das notwendige Maß an Eigenständigkeit bei, ohne jedoch an Eingängigkeit einzubüßen. Highlights wie das auf trockenem, hartem Riffing basierte Postcard To God, das epische Wish You Were Here oder das ungeheuer vielschichtige Silently geben einerseits auch nach vielfachem Hören noch Geheimnisse preis, erschließen sich andererseits wiederum schon nach den ersten Eindrücken. Die Ballade Fireroses Dance, zum heulen schön, wird kontrastiert mit Somewhere Alone In The Dark, in dessen Mittelteil sich VANDEN PLAS gar von brachialster Seite zeigen: Riffs direkt aus dem Vorhof der Hölle gehen in die Nackenmuskulatur dass es eine wahre Freude ist, um direkt im Anschluss (January Sun) von der wunderbar schlichten Kombination aus Klavier und Gesang abgelöst zu werden, die in orchestrale Strukturen mündet, die den einen oder anderen entfernt an „Music“ von JOHN MILES erinnern dürften. Höhepunkt ist folgerichtig zweifellos die Adaption von Andrew Lloyd Webbers Hit Gethsemane, in der Andy Kuntz sein gesamtes stimmliches Potential ausschöpft, ohne jedoch allzu pathetisch zu agieren. Gänsehaut pur und Stoff für einsame Nächte – oder von mir aus auch für zweisame… (soll’s ja geben.)
Mit einem Wort: Herzlichen Glückwunsch, liebe Pfälzer, für eines der wohl komplettesten Progmetal-Werke, die in den vergangen Jahren auf internationalem(!) Parkett erschienen sind. Der Vergleich mit oben genannten Szenegrößen wird in absehbarer Zeit hoffentlich nicht mehr gescheut werden müssen. Darum: Ein Hurra auf schöpferische Pausen!

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