Devin Townsend Project - Ocean Machine - Live At The Ancient Theatre (3CD+DVD) Tipp

Devin Townsend Project - Ocean Machine - Live At The Ancient Theatre (3CD+DVD)
    Progressive Metal

    Label: InsideOut Music
    VÖ: 06.07.2018
    Bewertung:8/10

    DTP im Web


20 Jahre nach der Veröffentlichung von "Ocean Machine - Biomech" ist es im September 2017 endlich soweit: Das DEVIN TOWNSEND PROJECT spielt das wegweisende Album in voller Länge komplett live - und zwar nicht einfach so, sondern an einem ganz besonderen Abend vor historischer Kulisse im bulgarischen Plovdiv. Wer (nicht) dabei war, darf das Spektakel nun auf "Ocean Machine - Live At The Ancient Theatre" auf CD oder Blu-ray/DVD nacherleben.

Das antike Theater von Philippopolis, wie das bulgarische Städtchen Plovdiv zu Zeiten der Römer hieß, ist mit seiner einzigartigen Kulisse und einem Fassungsvermögen von 3.500 Zuschauern eine beliebte Konzertlocation. PARADISE LOST schnitten hier "The Last Time" mit, ANATHEMA "Universal" und OPETH spielten an gleichem Ort 2015 erstmals in ihrer Karriere mit einem Orchester - zu schade, dass bisher nur Teile davon als CD-Beilage einer Ausgabe des PROG-Magazins beilagen. Und jetzt eben auch DEVIN TOWNSEND PROJECT, um das Jubiläum eines Prog-Meilensteins gebührend zu feiern.

Teil eins: Fan-Wünsche von DEVIN TOWNSEND-Songs

Knapp anderthalb Stunden dauert der erste Teil mit Fan-Wünschen. Zwölf teils überraschend alte Songs aus der DEVIN TOWNSEND-Historie haben es ins "By Request"-Set geschafft, das von Chor und Orchester untermalt wird. Auswahl gab es reichlich: Alleine unter dem Banner DEVIN TOWNSEND PROJECT hat der umtriebige Kanadier seit 2009 acht Studioalben veröffentlicht. Dazu kommen Outputs der DEVIN TOWNSEND BAND und unter seinem eigenen Namen.

Generell klappt die Verbindung der von Townsend geschwungenen Prog-Keule mit Orchester und Chor sehr gut. Viele der ohnehin bombastischen Nummern schreien quasi nach der Unterstützung durch klassische Instrumente, selbst wenn diese manchmal fast von der massiven Soundwall TOWNSENDs erdrückt werden. Das epische "Stormbending" etwa wird nach dem Beginn mit "Truth" zu einem geradezu transzendentalen Erlebnis, auch die Rarität "Om", eine noch nie zuvor live gespielte B-Seite der EP "Christine", gewinnt durch die orchestrale Begleitung an Bombast und Epik.

Perfekt funktioniert die Verschmelzung von Orchester und Band bei ohnehin bombastischen Klang-Kunstwerken und ruhigen Passagen, etwa in "Higher". Von ruhigen über majestätische bis knüppelharte Passagen deckt der Zehnminüter von "Transcendence" den gesamten DEVIN TOWNSEND-Kosmos ab und gewinnt zusätzlich an Dynamik.

Manchmal ist das Orchester etwas zu präsent, etwa in "Gaia": Die "Synchestra"-Nummer wirkt zu überladen, die melodischen Gitarrenharmonien versinken beinahe in orchestralem Pomp und Klarinetten. Im von den Fans völlig abgefeierten "Bad Devil" regieren mächtige Riffs, Devin liefert grandiose Vocals, auch wenn er sich im Gegensatz zur Studioversion etwas zurückhält. Das Orchester bläht die geniale Nummer einen Tick zu sehr auf und nimmt ihr bei aller Opulenz die Durchschlagskraft. So wirkt der eigentlich extrem groovende Song viel zu brav.

Das wunderschön melancholische "Deadhead", die grandiose vertonte Landschaftsaufnahme "Canada" und das verträumte "Deep Peace", in dem Devins gefühlvolles Gitarrenspiel im Vordergrund steht, sind hingegen Paradebeispiele für die Verschmelzung von progressivem Metal, Orchester und Chor. Passend zum Schluss des "By Request"-Teils wird am Ende von "A Simple Lullaby" ein schönes Feuerwerk gezündet.

Teil zwei: "Ocean Machine" in voller Länge

Im zweiten Teil des Sets ohne Orchester und Chor, dafür mit dem gesundheitlich angeschlagenen Original-Bassisten John "Squid" Harder, performt die Band schließlich "Ocean Machine", die von vielen Fans als Prog-Sternstunde titulierten frühen Klassiker von DEVIN TOWNSEND. Die Performance des gesamten Albums ist unglaublich intensiv, höllisch energetisch und absolut atemberaubend, ja, noch viel beeindruckender und kraftvoller, als es die Scheibe in der Studioversion ist.

Angefangen beim unglaublich mächtigen "Seventh Wave", das direkt für eine zentimeterdicke Gänsehaut sorgt, über den Gute-Laune-Hit "Life", das packende "Night", das wundervolle "Voices In The Fan" und das heftige "Regulator" bis hin zum von U2 inspirierten, zum Heulen schöne "Funeral" und den Gänsehaut-Abschluss mit "The Death Of Music" (Wahnsinn, absoluter Wahnsinn!) und "Things Beyond Things" hat das DEVIN TOWNSEND PROJECT das Publikum in Plovdiv voll im Griff. Dabei entsteht im historischen Rund des Theaters eine fast schon intime Atmosphäre, der sich Band und Fans völlig hingeben.

Die Instrumentalisten spielen höchst professionell, jeder Ton der bombastischen, gefühlvoll dargebrachten Klangwand sitzt, Devins Vocals sind ein Fest für die Ohren und zu jeder Sekunde punktgenau. Der Sound ist poliert, fast schon steril, aber dennoch live - und passt damit perfekt zur Ausrichtung des DEVIN TOWNSEND PROJECTs.

Lieber hören als sehen?

Die Dreifach-CD wird um die Show auf DVD erweitert, die sich dem Eindruck, dass hier mit wenig Budget aber viel Engagement gewerkelt wurde, nicht ganz entziehen kann. Das macht die ganze Sache irgendwie noch sympathischer, gleichzeitig fragt man sich, warum das Orchester stellenweise so extrem in den Hintergrund gemischt wurde und wieso der Chor fast nie im Bild gezeigt wird. Die DVD ist nicht verkehrt, auf Blu-ray ist das Bild (hoffentlich) noch deutlich besser, aber im Grunde ist "Ocean Machine - Live At The Ancient Theatre" eine der seltenen Liveveröffentlichungen, die man besser hört als sieht.

Alleine die unfassbar intensive Performance des abwechslungsreichen, visionären Prog-Meilensteins "Ocean Machine" rechtfertigt den Kauf, der "By Request"-Teil geht fast schon als mindestens sehr hörenswerter Bonus durch. Für jeden Townsend-Anhänger ist das Ding hier ein Fest!

Trackliste

CD 1
Truth
Stormbending
Om
Failure
By Your Command
Gaia
Deadhead

CD 2
Canada
Bad Devil
Higher
A Simple Lullaby
Deep Peace

CD 3
Seventh Wave
Life
Night
Hide Nowhere
Sister
3 A.M.
Voices in the Fan
Greetings
Regulator
Funeral
Bastard
The Death Of Music
Thing Beyond Things

DVD
Truth
Stormbending
Om
Failure
By Your Command
Gaia
Deadhead
Canada
Bad Devil
Higher
A Simple Lullaby
Deep Peace
Seventh Wave
Life
Night
Hide Nowhere
Sister
3 A.M.
Voices in the Fan
Greetings
Regulator
Funeral
Bastard
The Death Of Music
Thing Beyond Things

Band

Devin Townsend: Vocals, Guitar, Keys, Programming
Ryan Van Poederooyen: Drums
Dave Young: Guitar, Keys
Brian "Beav" Waddell: Bass (By Request-Set)
John "Squid" Harder: Bass (Ocean Machine-Set)
Mike St-Jean: Keyboards, Synths, Programming

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...