Diese Band, mit ihrer immer schon vorhandenen Progressivität, die mit einem deutlichen Schuss Wahnsinn einhergeht, spaltet schon immer die Geschmäcker. Und daran wird sich auch im Jahre 2018 nichts ändern: Entweder man liebt oder hasst diese Typen und ihre schräge Musik.
Der Blick in die Wundertüte
Veröffentlichungen von VOIVOD sind immer eine Überraschungskiste, so richtig weiß man nie, was einen erwartet und so war ich auch beim ersten Anhören von “The Wake” mehr als gespannt, was da wohl kommen würde.
Los geht’s mit “Obsolete Beings”, der nach kurzem Intro völlig VOIVOD-typisch durchstartet, durchklingende, leicht disharmonische Gitarren weisen den Weg und Snakes Stimme krönt den leicht punkigen Unterbau des Songs. Insgesamt sind VOIVOD wieder sehr in Richtung ihrer in den beginnenden 90er Jahren veröffentlichten Alben wie “The Outer Limits” unterwegs, was auch wieder durch ein ausgefeiltes Space-Konzept unterstrichen wird. “The End Of Dormancy” gestaltet sich ruhiger, aber deutlich abwechslungsreicher – mitunter vielschichtig – , wartet mit choralen Elementen und einem dominierenden Snake auf.
Was vor allem auffällt, ist die kompositorische Dichte der Songs. Jedes Stück ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und perfekt arrangiert. Auch nach dem dreißigsten Durchlauf entdeckt man neue Details und Spielereien.
Auf die Feinheiten kommt es an
Über die punkige Nummer “Orb Confusion” und den spacigen Rocker “Inconspiracy” reisen wir zu einem der großen Highlights der Platte. Der melodische Song “Spherical Perspective” wartet mit einem unglaublich wirkungsvollen Refrain auf, der sich in die Hirnrinde frisst und einen tagelang überall hin begleiten kann. Ansonsten ein recht ruhiges Stück, so wie auch das ganze Album eher seichter angelegt ist, als man es von anderen Werken der Band kennt. Problematisch ist dies aber keineswegs, die Bissigkeit, die an so mancher Stelle vielleicht fehlt, wird durch songschreiberische Großtaten wieder vollkommen kompensiert.
The Grand Finale
Weiter geht es mit dem leicht rock’n’rolligen “Event Horizon” und dem bereits als Single-Auskopplung bekannten “Always Moving”, bevor sich VOIVOD mit “Sonic Mycelium” ein eigenes Denkmal setzen, die besten Teile der Scheibe wieder aufleben lassen und zu einem eigenen Song zusammenmischen, bevor sogar Streicher mit dazu kommen und einen furiosen Schlusspunkt setzen.
VOIVOD sind auf dem Zenit ihres Schaffens angekommen. Trotzdem weigere ich mich, die Höchstnote zu zücken, da es nicht unvorstellbar ist, dass die Kanadier noch über sich hinaus wachsen werden und das Ganze nochmal toppen können.
Tracklist:
1. Obsolete Beings (05:36)
2. The End of Dormancy (07:42)
3. Orb Confusion (6:00)
4. Iconspiracy (05:15)
5. Spherical Perspective (07:41)
6. Event Horizon (06:10)
7. Always Moving (05:11)
8. Sonic Mycelium (12:24)
Line-Up:
Dennis “Snake” Belanger – Vocals
Daniel “Chewy” Mongrain – Guitar
Dominic “Rocky” Laroche – Bass
Michel “Away” Langevin - Drums