KADINJA agieren abseits der Norm
Der Opener "Empire" überrollt den Hörer mit Details, Feinheiten und einem ansprechenden Potpourri aus Tönen, Sounds und kreativen Effekten. KADINJA halten nicht hinterm Berg und klatschen uns das gesamte Können mit einem lauten Bämm! vor die Füße. Die Frage "Können die spielen?" sollte spätestens danach geklärt sein.
Dass es nicht unbedingt auf die Länge ankommt, beweist die Band mit dem folgenden "From The Inside". Ohne Abstriche im Können, schafft die Band den Spagat auch auf kurzer Strecke. Das instrumentale "The Modern Rage" nimmt das Tempo etwas raus, klingt schon fast improvisiert. Nun fällt es etwas leichter, sich auf Einzelheiten wie den knurrenden Bass, den Gospelpart und das sehr ausschweifende smoothe Solo zu konzentrieren.
Mit den ersten drei Songs liefern KADINJA schon mehr ab, als andere Bands auf mehreren Alben zusammen. Durch die progressiven, anschwellenden Kompositionen schaffen KADINJA pure Gänsehautmomente, die sich nur erschließen, wenn man dem Song von Anfang an aufgeschlossen gegenüberstand ("The Right Escape", "Strive"). Die kontrastreichen Momente aus sanftem Gesang – ummantelt von Synthieflächen – und hartem Djent-Gehacke sind wahrlich gut gelungen.
KADINJA greifen tief in die Trickkiste
Im Vergleich zu anderen Bands liefern KADINJA nicht nur in allen Disziplinen gleichermaßen gut hart und weich ab, sie können die Gegensätze darüber hinaus auch schlafwandlerisch gut verknüpfen und überleiten. "Super 90'" von KADINJA ist ein bemerkenswertes und enorm gehaltvolles Album, das Zeit fordert und dann mit Variantenreichtum und überragenden spielerischen Fähigkeiten belohnt. Ganz sicher eher was für die nervöse Frickelfraktion, die die Kraft von Polyrhythmik und Fingerakrobatik zu schätzen weiß und weniger für die Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Puristen.
Trackliste:
TRACKLISTE
01. EMPIRE
02. FROM THE INSIDE
03. THE MODERN RAGE
04. ICON
05. THE RIGHT ESCAPE
06. VÉRONIQUE
07. EPISTEME
08. STRIVE
09. MUTED RAIN
10. HOUSE OF CARDS
11. AVEC TOUT MON AMOUR