"Virus" ist eng mit "Vector" verbunden
Die Gemeinsamkeit mit "Vector" (2018) wird bereits beim Betrachten des Artworks, für das erneut die Niederländer Blacklake (http://blacklake.eu) verantwortlich waren, deutlich. Auch hinter den Reglern saß mit dem ehemaligen PERIPHERY-Bassisten Adam "Nolly" Getgood ein alter Bekannter, der dem Album einen wuchtigen, fast schon klinischen Sound verpasste.
Auch musikalisch ist die Verbindung zum direkten Vorgänger spürbar, wobei das Quintett bei einer Spielzeit von 52 Minuten etwas abwechslungsreicher und variabler zu Werke geht.
Moderner Prog mit Ecken, Kanten und Melodie
Den Anfang macht der brettharte Opener "Prosthetic". Mit seinen präzisen Stakkato-Riffs wirkt er wie ein unveröffentlichter Track von DREAM THEATERs "Train Of Thought", bei dem am Ende DEVIN TOWNSEND vorbei lugt. Die Shows im Vorprogramm des kanadischen Genies haben anscheinend ihre Spuren hinterlassen.
Wabernde Synthies, Jennings' eindringliche Vocals, verschachtelte Drum-Patterns und die packende Atmosphäre lassen das komplexe "Invasion" hingegen wie ein ursprünglich von TOOL geplantes Stück wirken, das HAKEN dann auf ihre eigene Weise weiterentwickelt haben. Mit "The Strain" und dem wundervoll sanften "Canary Yellow" folgen die kürzesten Tracks des Albums, die mehr in Richtung Bandvergangenheit lugen als die anderen Nummern.
Im über zehnminütigen "Carousel" imponieren die Briten mit wunderbar luftigen Melodien, vertrackten Rhythmen, düsteren Gitarrenausbrüchen, zurückhaltenden Passagen und exzellentem Abwechslungsreichtum. Herzstück von "Virus" ist das 17-minütige, auf fünf Parts verteilte "Messiah Complex", das als Longtrack vielleicht mehr Sinn gemacht hätte. Hier zieht das Sextett alle Register seines Könnens, bevor das kurze "Only Stars" den Hörer überraschend traurig aus dem Album entlässt.
HAKEN entwickeln sich weiter
"Virus" ist in all seiner Vielschichtigkeit sicher nicht das zugänglichste HAKEN-Album, und schon gar nicht das wärmste. Dafür haben sich die Briten mit ihrer teils brettharten, kühlen Ausrichtung zu sehr von ihren Ursprüngen entfernt. Dennoch finden sich in den vertrackten, fast sperrig anmutenden Songs neben harschen Riffs genügend einschmeichelnde Melodien, um auch Altfans zufrieden stellen zu können. Wer allerdings schon mit der Weiterentwicklung auf "Vector" Probleme hatte, wird hier vermutlich auch nicht glücklich.
"Virus" Trackliste:
1. Prosthetic (05:58)
2. Invasion (06:40)
3. Carousel (10:30)
4. The Strain (05:35)
5. Canary Yellow (04:10)
6. Messiah Complex i: Ivory Tower (03:59)
7. Messiah Complex ii: A Glutton for Punishment (03:38)
8. Messiah Complex iii: Marigold (02:25)
9. Messiah Complex iv: The Sect (02:02)
10. Messiah Complex v: Ectobius Rex (04:51)
11. Only Stars (02:05)
HAKEN Line-up:
Ross Jennings – Vocals
Charlie Griffiths – Guitar
Rich Henshall – guitar & keys
Diego Tejeida – keys
Conner Green – bass
Raymond Hearne – drums