Hyems - Antinomie


Review

Stil (Spielzeit): Progressive Black Metal (45:11)
Label/Vertrieb (VÖ): Restrain Records (19.10.2007)
Bewertung: Sauber.  [6/10]
Link: http://www.hyems.net/

HYEMS waren früher unter dem Namen HIEMS bekannt und wechselten, um Verwechselungen vorzubeugen, einen Buchstaben aus, um das ohnehin antiquierte Wort gleich noch in der alten Schreibweise zu präsentieren, wenn ich das richtig verstanden habe. Wie auch immer: Der Bandname bedeutet Winter, das Debüt-Cover sieht aus, als wäre es direkt von Norwegens Verkaufsschlager Nummer eins: eine Gestalt mit entblößten Brüsten erhebt sich mit Schläuchen und Kabeln aus einem Haufen Knochen und Fleisch, und im Hintergrund thronen die Ruinen einer Stadt; doch anstatt drei unzusammenhängender Fremdwörter steht dort nur das Wort "Antinomie". Hinter der stereotypischen Aufmachung verbirgt sich dann doch mehr, als man vermutet.

Glasklar produzierte Klingen wetzen sich von Stück zu Stück, und die lateinisch anmutenden oder deutschen Liedtitel spucken Boshaftigkeit. Der Experimentierfreudigkeit und den Danksagungen nach liegt der Schwerpunkt aber auf dem künstlerischen und handwerklichen Können und nicht auf einer rohen Authentizität.
Viele Rhythmuswechsel sollten eigentlich keine Langeweile aufkommen lassen, doch ist der rote Faden schnell aus den Augen verloren. Elemente aus dem modernen Death Metal und vielen anderen Genres verleihen dem Geschöpf Flügel und Antrieb. Auch Leute, die sonst keinen Zugang zu Black Metal haben, werden in Stücken wie "Störgeräusch" ganz neue Eindrücke bekommen.
Die Stimme ist meist keifend, hoch, schneidend und fies, doch setzt sich für meinen Geschmack das Schlagzeug nicht stark genug durch. Der Gesang  steht daher hier und da etwas zu sehr im Vordergrund und wirkt in diesen Tonlagen leider irgendwann anstrengend, wenn der akustische Rahmen nicht so fett klingt, wie er sollte - löbliche Ausnahme stellt das Gekeife in "Serum 144" dar.
Besonders die Passagen, in denen selten der tiefe, voluminöse und gutturale Gesang dominiert, wirken manchmal kraftlos und blass. An Potential mangelt es nicht, denn die mitreißenden und präzisen Rhythmen und sich drehenden Gitarren lassen auf große Technik schließen. Ein wenig mehr Druck dahinter würde vielleicht Wunder wirken.
Rauschende Proberaumaufnahmen, schwarzweiße Fotografien aus Wäldern oder von Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges, Schminke und verbohrte Engstirnigkeit finden sich hier nicht. Aber man findet nach einer kurzen Suche ein insgesamt schlüssiges, verspieltes und interessantes Album. Nicht der Wurf von Welt, aber Leute, die ohnehin Gefallen an nicht ganz einfachen Alben finden, sollten bei Zeiten mal ein Ohr drauf werfen.

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