Metro Society - A Journey In Paris


Review

Stil (Spielzeit): Progressive Metal (72:46)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion / Just For Kicks (2007)
Bewertung: Gut. [6/10]
Link: http://www.metrosociety.com/

Paris 1996: Unser Protagonist Michael wurde von seiner Liebe bitter enttäuscht und sitzt seit Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren trostlos in Paris herum und erlebt eine knapp dreiundsiebzig Minuten andauernde Gefühlsachterbahn, die eben auf dem hier im Folgenden beschriebenem Langspieler "A Journey In Paris" vertont ist. Ein Haufen Liebe, Cafés, Museen, die Metro und sogar Notre Dame haben in dieser eigentlich recht durchdachten Liebeserklärung an Frankreichs Hauptstadt eine Rolle zu spielen. 

Um es kurz zu halten, will ich das eben zusammenfassen. Michael sitzt zunächst in einem Straßencafé - wie französisch! - und erwacht dort mit mäßiger Laune. Im Louvre begegnet er Anna, die beiden beobachten, verfolgen und siehe da verlieben sich. Michael hofft nach seiner Enttäuschung auf eine schöne Beziehung und auf die wahre Liebe, wird aber von ihr erneut enttäuscht, weil sie seit längerem einen Mann an ihrer Seite hat, den sie zu heiraten beabsichtigt.
Obwohl sie sich ihm irgendwie öffnen will ist Michael so verbittert, dass er sie abweist. Wütend, verbittert und enttäuscht rennt Michael in eine Metrostation und steigt dort in einen Zug. Dieser hält mitten auf der Strecke, er ist alleine und versucht den Ursprung einer leisen Musik auszumachen. Er stößt auf einen alten Mann mit einer Geige, der ihm rät nach oben zurückzukehren um sein Leben wieder in Griff zu bekommen. Dort unten hängen ein Haufen Menschen herum, die allesamt ihre Chancen vertan, in Bitterkeit und Enttäuschung ersaufen haben lassen. Michael kehrt zurück an die Oberfläche, geht nach Notre Dame, schiebt einen etwas undurchsichtigen Film voll Reflektion, Schuldzuweisung und Paranoia und befindet sich dann wieder im Straßencafé. Die Frage ob es sich dabei um einen Traum handelte wird angenehmerweise nicht geklärt.
Unnötig zu erwähnen, dass diese Ladung Kitsch bei Einigen einen allergischen Schock auslösen kann, denn selbst die langen und oftmals nicht sehr aufbauenden Stücke trösten nicht über diesen Schmalz hinweg.
In den neun, meist überlangen Stücken schmeckt man zwar Versiertheit, Einfallsreichtum, doch nicht immer Abwechselung durch. "His Will Roll" bietet melodische Synthesizer, die für eine willkommene Abwechselung sorgen, "Torment" düstere Stimmen scheinbar aus einer anderen Dimension und das leidenschaftliche "Voices In My Head" hat auch ein wenig Feuer zu bieten. In "Lost In Paris", dem knapp neunzehn Minuten anhaltenden Finale geht es noch einmal fröhlich durch alle Geschwindigkeiten, Gefühlslagen und Instrumente. Die Gitarren glühen förmlich, obwohl Soli und ähnlich Bewährtes eher die Seltenheit sind. Es wird auf höchst komplizierte Songstrukturen und lange, verspielte Instrumentalparts gesetzt, in denen sich die talentierten Musiker nach allen Regeln der Kunst austoben; Denn leider wird trotzdem nach den Regeln gespielt. Leute hingegen, die schon immer einen Gefallen an langen, verspielten und komplizierten Alben, die einen nicht allzu sehr bedrücken, gehabt haben werden sicher auch hier fündig.

Bonuspunkte gebe ich für das eigentlich schöne, wenn auch klebrig-kitschige Konzept, die stimmungsvolle Thematik und den Einfallsreichtum, was Handlung und Setting angeht. Musikalisch bleibt ein ordentlicher, wenn auch nicht gerade wahnsinnig guter Progressive-Cocktail, der ein wenig mehr Leben und Farbe hätte vertragen können. Eine Reise nach Paris ersetzt dieses lange Zwischenspiel nicht, doch werden die Eindrücke, an die ich mich erinnern kann, recht gut rübergebracht. Auch wenn sich bei solchen Alben die Liebe bekanntlich selten auf den ersten Blick offenbart glaube ich nicht daran, dass "A Journey In Paris" ein regelmäßiger Gast in meinen Gehörgängen sein wird.

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