Manatees - s/t


Review

Stil (Spielzeit): Progressive (45:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (Bereits erschienen)
Bewertung: Schön. [8/10]
Link: http://www.myspace.com/manateetheband

Was ist das denn? Mir sind in letzter Zeit wenige CDs durch die Hände gegangen, die diese äußerlichen Reize zu überbieten vermochten. Zwar war die Hülle nicht aus Stein, wie bei MERZBOW und es wurde auch keine schnieke 3D-Brille mitgeliefert wie bei TOOL, doch die mit kunstvollen Schnörkeln versehenen Buchstaben, die sich in schwarz um die schwarze Verpackung ziehen und den Bandnamen MANATEES formen sind nur ein Vorgeschmack auf die goldene Augenweide im Inneren.

MANATEES, oder zu Deutsch Seekühe, sind riesige, unförmige und nicht gerade überwältigend schöne Tiere, die einige Ähnlichkeiten mit den fünf Stücken im Inneren vorzuweisen haben. Zu allererst sind alle schwer, träge und gewaltig in ihrer Statur. Die fünfzehn Minuten des ersten, der einfach mit Strichen durchnummerierten Stücke, können es jedenfalls locker mit den tausend Kilogramm aufnehmen, die die biologischen Nachbarn auf die Waage bringen können. Langsam und bedacht zieht die hypnotisierende Geräuschkulisse den Hörer über den Meeresgrund und jedes Zeitgefühl versinkt mit ihm in der Tiefe. Dunkelheit, Enge und Melancholie legen sich langsam und aus der Tiefe erhebt sich im zweiten Satz eine hypnotisierende Stimme.
Die zweite Gemeinsamkeit kommt hier zum Vorschein, denn sowohl im Gesicht der schwerfälligen Tiere, als auch im Klang der Band ist eine verbitterte Verzweifelung zu spüren. Resigniert und erschöpft wandelt sich der Singsang, der von einem schwammigen und schmierigen Klanggerüst zusammengehalten wird, in klagende Schreie, die aus der Tiefe zu kommen scheinen. Mindestens ebenso fließend und abwechselungsreich wie bisher gestaltet sich nun auch der kommende Tauchgang durch die trüben Geräuschgewässer. Brodelnde Wut, die von Abermillionen Litern Wasser gedämpft wird, ist im Hintergrund zu erahnen, doch unbeirrt zieht der grün-bläuliche Schleier seine Bahnen und hindert den Hörer oftmals daran sich auf die ineinander übergehenden Stücke zu konzentrieren. 

Irgendwann taucht aus dem Nichts akustisches Geklimper auf, das sich über Fetzen von Funksprüchen, Tonaufnahmen oder Ähnliches legt und erst jetzt fällt mir auf, dass der drückende Lärm restlos verschwunden ist und nur noch das minimalistische Geklimper und die seltsamen Geräusche von spulenden Tonbändern und Wortfetzen mit einem Synthesizer zusammen umher treiben. Irgendwann - mein Zeitgefühl hatte bereits nach den ersten Minuten, wie oben bereits erwähnt, den Tod durch Ertrinken erlitten - setzt sich der sphärische Krach fort. Dabei wirkt der Klang zu keiner Zeit lästig oder nervig sondern es lädt viel mehr zum Entspannen und Träumen ein, was auch der Grund war, warum ich einige Anläufe, die ich mit Genuss über mich ergehen ließ, brauchte um über diese Veröffentlichung zu schreiben.
Spätestens im fünften und letzten Kapitel kommt nun die wohl bedeutendste Gemeinsamkeit zum Vorschein. Sowohl die gewaltigen Tiere, als auch diese Band aus dem Vereinigten Königreich scheinen in ihrer Art vom Aussterben bedroht.

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