DoNotDream - Schattenwelten




Stil (Spielzeit): Gothic - / Symphonic Rock / -Metal (59:15)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (27.06.09)
Bewertung: 3 / 10

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Eine Premiere, so weit ich weiß; zum ersten Mal darf bzw. muss ich eine GbR besprechen. Vielleicht etwas arg bürgerlich für eine Metal-Band, zu welcher das Oktett nach eigener Einschätzung und gothrockenden Anfängen sich ja inzwischen gewandelt hat. Andererseits: Ist ja nicht gerade dumm, die gemeinsame Arbeit auf vertraglich abgesicherte Füße zu stellen. Dennoch berührt mich das bei einer Kapelle ohne Deal etwas merkwürdig...

Jedenfalls trägt die Arbeit mal Früchte: 3 Alben in Eigenregie, 2 Demos und diverse Sampler-Beiträge. Man hat auch schon mit einigen Größen die Bühne geteilt und auch das umfangreiche, vierfarbige Promo-Material zeugt von Ambition.
Und weil die Acht (Geschlechterquote wie bei Schnittchen und den 7 Zwergen) zu allem Überfluß einen sympathischen Eindruck machen, fällt es mir nicht leicht, Folgendes zu dokumentieren...

Dass die Songs es im Optimalfall (mit einer Ausnahme) allenfalls zum Prädikat „Durchschnitt" bringen, ist mal eine Sache.

An der spieltechnischen Umsetzung aber gibt es zunächst mal gar nichts auszusetzen, auch wenn die Produktion wie fürs Genre typisch viel zu sauber und dennoch etwas drucklos ist.
Was woanders vielleicht nicht soo negativ auffällt, weil etwa die Grundhärte stimmt, wirkt hier aber tödlich. Die Gitarren braten nicht, sie schnurren.  -- Und dass obwohl Mika Jussila (Finnvox) für den Mix zuständig war. (Jaja, NIGHTWISH & so; da drunter machen die Oldenburger das nichtZwinkern). Aber letztlich scheitert die Band nach meinem Geschmack an anderen Sachen.

Sänger Lars hat zwar weder eine herausragende, noch schlechte Klar-Stimme, und seine Growls kommen auch  nicht aus den tiefsten Tiefen menschlicher Abgründigkeit, aber namentlich diese pseudo-patheischen Spoken Word - Parts sollte er sich nicht antun... da wird einfach sein vorhandes Potential vergeudet. Was wohl auch an den kitschig- klebrigen Texten liegt. --- Insofern wird ein altes Ideal klassischer Kunstlehre erfüllt: die Übereinstimmung von Form und Inhalt.

Denn der Mucke fehlt es nicht nur an Biss, sondern steckt obendrein gleichfalls mehrheitlich bis zum Hals in einem fürchterlich beschwingten Kitsch, der mich zwingt, die Scheibe beim ersten Umlauf in zwei Etappen zu „genießen". Substanz- und kraftarm fühle ich mich (das ist mein Ernst!)  in manchen Momenten an deutschen Schlager erinnert:

Als z.B.das grausige „Könige der See" an mir vorbeirauscht [derlei Schmonz ist schon bei ADORNED BROOD nur unter massiven Alkoholeinfluss auszuhalten (und die sind weiß Gott hundertmal mehr METAL und zehnmal authentischer in puncto Folk)], da tauchen aus den Wogen der Erinnerung vor meinem geistigen Auge ganz schlimme gemischte Duos auf, wie sie Dieter Thomas Heck so gern hatte. ---Ich vergaß: Die Hälfte des Gesangs ist weiblich.

Und wie für Lars gilt auch für Tina: Schlechte Stimmen klingen anders, wenngleich sich Vergleiche mit den großen (Mezzo-) Sopranistinnen des Metals verbieten... aber was sie an Möglichkeiten auch mitbringt, es scheitert am amplitudenarmen Songwriting und clichéehaften Texten.

Einzige Ausnahme: der finale Track „Götterdämmerung". Ist mit 11 Minuten zwar etwas überambitioniert ausgefallen, hat aber endlich Dramaturgie zu bieten und folgt nicht bloß hundertfach erprobter, ausstrahlungsarmer Eingängigkeit. Ansonsten fällt mir hier nur einer fast kontinuierlich positiv auf: Violinist Sebastian. Ich steh halt auf barockes Spiel, auch wenn es hier im Mittel etwas zu süßlich gerät.

Unterm Strich: Die Truppe steckt spürbar viel Energie in Ihre Mucke, folgt aber einfach zu sehr längst ausgelatschten Pfaden. Wer sich mit einer Mischung aus klassisch-schmalzigem Heavy Rock u. sog. Mittelalter-Rock wie SCHANDMAUL (aber ohne Drehleier-Schnickschnack) anfreunden kann, wird sicher nicht so allergisch reagieren wie ich. Das ist sicher, denn ich habe auch schon sehr positive Kritiken gelesen.

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