Stil (Spielzeit): Progressive/Alternative Death Metal (50:50)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom Music/Twilight (12.10.09)
Bewertung: 5,5/10
Link: http://www.myspace.com/liquidgraveyard
Zuerst war es Krebs, jetzt ein flüssiger Friedhof. Um den Zusammenhang zu erklären, muss ich John Walker vorstellen. Ein Mann dieses Namens hat Ende der Achtziger in Großbritannien die Band CANCER mitgegründet und ist als Sänger und Gitarrist an einigen Scheiben beteiligt, auf denen uriger Death Metal mit Thrash-Einschlag zu hören ist. Doch diese Band existiert nicht mehr und es entsteht vor drei Jahren daraus HAIL OF FIRE, während John Walker seinen eigenen Weg nach Spanien geht und LIQUID GRAVEYARD gründet.
Soviel zu den Hintergründen, jetzt geht es um das Debüt-Album.
Bei dem Eröffnungsschrei bemerkt man zunächst gar nicht, dass hier eine Frau hinter dem Mikro steht. Das Brutalo-Riff mit gar nicht so britischen Disharmonien wird unterlegt von derben Growls aus dem Bauch von Raquel Walker, die in dem ruhigeren Zwischenpart in klaren Gesang verfällt, der zwischen dunklem Alt bis Mezzo-Sopran pendelt.
Der Titeltrack rollt im Tempo einer an Ketten gelegten Dampfwalze los, kurzfristig rutscht der Fuß aufs Gaspedal, doch die Ketten werden schnell gestrafft und es wird wieder doomig langsam. Dazu wird sehr herbes Krächzen serviert, das nicht gerade die Stimmung hebt; ebenso wenig wie der düstere ruhig tröpfelnde Mittelteil. Im anschließenden „Them Greeds“ kommt es mir zu Beginn fast so vor, als ob plötzlich der Weg Richtung Alternative eingeschlagen wird. Hier tritt Frau Walker auch wieder einmal als „normale“ Sängerin in Erscheinung, doch irgendwie missfällt mir insgesamt recht schnell das häufige Tremolo. Mal davon abgesehen, dass der Gesang – leider egal in welchen Lagen – nicht sehr souverän herüberkommt, ob gesungen, gesprochen, geschrieen, pseudo-rockig gegrölt oder fast gegrunzt.
Bis auf den Song „From The Tower“ ist nur Raquel Walker für den Gesang zuständig, was sie versucht in größerer Variation darzubieten, obwohl dann doch für die heftige Musik dahinter recht häufig die klare Stimme zum Einsatz kommt. Da ist in „From The Tower“ das kraftvolle Shouten eine willkommene Abwechslung, wobei die Growls von der Dame durchaus beachtlich sind. Und es liegt auch nicht nur an den Stimmbandtönen, dass das Album nicht richtig zünden will.
Man könnte „On Evil Days“ als eine gewagte Mischung zwischen Death Metal, Alternative mit einem Schuss Gothic und Progressivität vorstellen, doch vielleicht verderben hier zu viele Zutaten den Brei. Selten wird das Tempo angezogen, so dass der Elan der Membran sich nicht aufs Trommelfell überträgt.
Rein instrumentell beherrscht die Truppe ihre Geräte durchaus, die Finnvox-Studios haben auch ihren Teil zum Sound beigetragen, und doch bleibt die Stimmung in der Schublade, denn so spannend sind die Melodien über die gesamte Zeit gesehen leider doch nicht. In einzelnen Stücken klingt die Mischung ganz interessant, aber wenn ich den Vergleich zu Female-Fronted-Bands ziehen sollte (und nicht mit der Speerspitze aus Schweden anfange), haben ORPHAN HATE oder IZEGRIM doch mehr Zunder im Ofen.
Manuel
"Größtenteils harmlos."